Das “Dyvig Badehotel“ im Norden der Insel Als bietet herrliche Ruhe mit Hafenblick.

Die Flensburger Förde liegt hinter uns. Dann geht es über die Brücke nach Als. Mit Sønderborg passieren wir den größten Ort der dänischen Ostseeinsel, die viele Deutsche immer noch Alsen nennen, folgen ein Stück dem Augustenborg Fjord und der Landstraße 405 nach Nordwesten. Die sanfte Hügellandschaft von Als begleitet uns zum Städtchen Nordborg. Es wird ländlich, die Wege schmaler, die wenigen Orte zu Dörfern. Im kleinen Holm scheint die Welt zu Ende - zumindest Als. Da macht die Straße eine letzte Linksbiegung und senkt sich hinab zum Meer.

In strahlendem Rot-Weiß taucht das "Dyvig Badehotel" am Ufer auf. Im Stil eines norwegischen Holzhotels erhebt sich das Vier-Sterne-Haus zwischen Wasser und Hinterland. "Moin und herzlich willkommen", begrüßt uns Elke Bladt Jensen in der Lobby. "Sollen wir Dänisch oder Deutsch reden?" Im Süden Jütlands sind auch die Sprachgrenzen fließend.

In der gemütlichen Brasserie "Skipperstue", der Schifferstube, mit vielen Schiffsmodellen und anderen maritimen Details des Hotels gibt uns die 51-Jährige einen Schnellkurs in der kurzen "Hotelgeschichte" - denn trotz seines historisch wirkenden Charmes und geschichtsträchtiger Accessoires wie alter Möbel und wertvoller Gemälde eröffnete "Dyvig Badehotel" erst vor rund einem halben Jahr, im Sommer 2010. "Bis 2002 stand an dieser Stelle der fast hundert Jahre alte, verfallene Dyvig Kro. Damals entdeckte der Reeder Hans Michael Jebsen, der aus Aabenraa hier in der Nähe stammt, den Ort und war sofort verliebt - hier wollte er ein neues Hotel errichten." Ein komfortables Haus mit internationalem Anspruch, offen für alle - ganz im Geiste der Reederei und Handelsfirma Jebsen & Co. "Diese Herzlichkeit versuchen wir weiterzugeben", sagt Elke Bladt Jensen, während sie uns über die Flure, in denen klassische Ölgemälde hängen, zu unserem Zimmer führt.

In unserem Quartier setzt sich, wie in allen der 20 Zimmer des Badehotels, der persönliche Charme fort: weitere Bilder aus Familienbesitz, englisch inspirierte Einrichtung, Stofftapeten mit handgemalter Goldkante, barock-angehauchte Sitzgruppe und englische Gardinen. "Die hat Hans Michael Jebsen selbst ausgesucht", so Bladt Jensen. Einen Hauch romanischer Lebensqualität durchweht das Bad mit seinen französischen Armaturen. Und dänisch? Sind das bequeme Bett, der Designfernseher von Bang & Olufsen - und vor allem die Aussicht auf die kleine Bucht von Dyvig und den Segelhafen vor der weiten Terrassentür.

Am späteren Nachmittag bringen ein Spaziergang um die zugefrorene Bucht und die Meeresluft Appetit, der neugierig auf die Künste von Hotelpächter und Küchenchef John Bech Amstrup macht. Erst 27 Jahre alt ist der Arbeitgeber von 14 Mitarbeitern, der aus Vejle in Jütland stammt. "Dyvig Badehotel" ist die erste große berufliche Herausforderung des gelernten Kochs und Konditors, der sich "auf den ersten Blick in das Hotel und seine Lage verliebte", erinnert er sich. Ganz im Stil des Hauses liebt Bech Amstrup es auch auf der Speisekarte klassisch: "Ich koche dänisch-französisch. Frisch, mit dem Besten aus beiden Ländern. Die Zutaten kommen aus der Region und jede Woche auch aus Frankreich." Bis zu acht Gänge stehen im Restaurant "Vigen" sowie in der Brasserie "Skipperstuen" auf der Karte. Darunter leichte Gerichte wie geräucherter Meerlachs mit Salat und Hauptgänge wie Kalbsleber provencale oder Confid de Canard. Auf Wunsch kocht John Bech Amstrup auch einfallsreich vegetarisch.

Was auf Als den unmittelbaren Abstand vom Alltag bringt sind Natur, Meer - und die südjütländische Gastfreundschaft im Dyvig.

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