Im Hotel Göttsche an der Ostsee wird man mit den ersten Sonnenstrahlen wachgeküsst

Lage, Lage, Lage. Was die alte Immobilienregel betrifft, kann Bernd Göttsche gar nichts falsch machen: Vor seinem gleichnamigen Hotel liegt direkt der Ostseestrand mit freiem Blick aufs Meer, dahinter ein Garten, rechts und links Appartementhäuser, alles verkehrsberuhigt. "Mit dieser Lage gibt es in Scharbeutz kein zweites Hotel", sagt der Hausherr selbstbewusst und lässt den Blick über die Lübecker Bucht schweifen. Seit über 100 Jahren ist die Immobilie in Familienbesitz. Was die Urgroßeltern als Sommerfrische erworben hatten, wurde nach dem Krieg eine Pension. "Wir stammen aus Hamburg, aber meine Eltern wurden ausgebombt und sind hier hängen geblieben."

Sohn Bernd drängte darauf, dass es nicht bei dem kleinen Gästehaus blieb, als er 1988 in den elterlichen Betrieb einstieg. Drei Jahre später war es so weit: Bernd übernahm das Haus von seiner Mutter und machte daraus ein kleines Hotel: Zwölf Doppelzimmer und eine Zwei-Zimmer-Suite hat er im Angebot. Alle bodenständig eingerichtet, bis auf ein kleines Zimmer mit Balkon ausgestattet und in der Regel von Mai bis Oktober ausgebucht.

"Was die Hochsaison betrifft, könnte ich locker doppelt so viele Zimmer vermieten." Das ist Göttsches nächstes großes Projekt, die Eins-a-Lage weiter gen Himmel zu strecken: "Ich darf zwei Stockwerke höher bauen." Ob es dann zehn oder eben die volle Verdoppelung mit noch einmal zwölf Zimmern werden, ist noch nicht sicher. Auf jeden Fall wird es eine Rieseninvestition, denn auch der Restaurantbereich muss dann zur Terrassenseite ausgebaut werden.

Das Restaurant hatte Göttsche bis vor zwei Jahren noch verpachtet, betreibt es jetzt aber wieder in eigener Regie. Über leicht unebene Stufen gelangen die Gäste auf eine einladende Terrasse aus drei Ebenen: Die oberste lädt zum Entspannen ein, dann folgen zwei Seeblick-Terrassen. An guten Tagen sind alle 60 Plätze draußen gefüllt, dann bleiben nur noch 38 Plätze drinnen. "Und auch hier gibt es oftmals Kapazitätsengpässe", sagt der Hausherr.

Stolz ist Göttsche nicht nur auf seinen bereits urkundlich ausgezeichneten Küchenchef, sondern auch auf die Restaurantleiterin. "Frau Hübner hat bei der Getränkekarte sogar die Spirituosen mit wahren Geschichten und echten Hintergründen beschrieben."

Tipps, wie seine Gäste ihre Freizeit vor Ort verbringen können, hat der Hamburger genügend. "Die meisten wollen ja nur Strand und Ruhe - und verpassen so den Charme der gesamten Region." Neben Wald und Binnenseen rät Göttsche vor allem zu dem "echten Ostholstein", wozu die Herrenhäuser um Schönwalde am Bungsberg gehören, die man am besten während der Rapsblüte besuchen sollte: "Zu dieser Zeit mit dem Cabrio durch die Landschaft fahren - mehr geht wirklich nicht", schwärmt der passionierte Motorradfahrer über das Meer aus Gelb, Grün und Blau. Nicht mal ein Sonnenaufgang in der Bucht von Scharbeutz ist schöner.

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