Das “Norderriff“ auf Langeoog erreicht man mit Inselbahn, Pferdekutsche oder schlicht zu Fuß

Einer der jüngsten Gastronomen Langeoogs stammt, wie könnte es anders sein, aus einer der ältesten Familien der Insel. Das Hotel "Norderriff", benannt nach einer Sandbank vor der gerade mal 300 Meter entfernten Küste, steht erhöht auf einer Düne - und wurde von den Urgroßeltern des heutigen Hoteliers, Kim Björn Streitbörger, 28, erbaut. Seit Generationen betreibt die Familie also schon Apartments, Ferienwohnungen, Pensionen. Wie ja eigentlich fast jeder hier auf der autofreien Ostfrieseninsel Langeoog.

Doch Kim Björn Streitbörger, der zur Ausbildung für das Hotelgewerbe, Station in Bad Reichenhall, München, England und Heidelberg machte, hatte einen Traum. Er wollte sein eigenes, kleines Privathotel auf der Insel, eingerichtet und betrieben nach seinen Vorstellungen. Eine Idee davon, wie das aussehen könnte, bekam er in Südengland, wo er ein Jahr lang "General Assistant" in eben so einem feinen Landhotel war. Da hatte er schon eine Ausbildung absolviert, ging aber noch einmal nach Heidelberg um Hotelbetriebswirtschaft zu lernen. Hier traf er eine Dame, die in einer wunderbaren Jugendstilvilla ein kleines Hotel eröffnen wollte. Streitbörger nahm es in die Hand, führte das Vier-Sterne-Haus drei Jahre lang als Geschäftsführer.

Wichtige Stationen auf seinem Weg, doch das Ziel behielt er vor Augen. Als seine Großeltern sich nach einem Nachfolger für ihr Haus "Norderriff" umsahen, griff er zu. Da er nicht der direkte Erbe war, kaufte er es und betrieb es noch eine Saison als Apartmenthaus. Im November schloss er den Betrieb, veranstaltete einen großen Ausverkauf an Mobiliar und Inventar, leerte und entkernte das Haus und begann bei null. Schon äußerlich hebt sich das stilvolle Hotel angenehm von den Gebäuden im Inseldorf ab. Das Interieur verbindet klassische und moderne Elemente, insgesamt wirkt es hell, freundlich, ruhig.

Streitbörger und seine Handwerker schafften den Umbau in sensationellen viereinhalb Monaten. Schon im März dieses Jahres konnte das neue Hotel eröffnet werden, schwungvoll, mit einer rauschenden Party samt Feuerwerk für 180 geladene Gäste. Erste zahlende Gäste fanden sich zu Ostern ein, insgesamt haben im Hotel in dieser ersten Saison um die 1000 Menschen übernachtet: "Ein tolles Ergebnis", freut sich Streitbörger, "solche Zahlen hatte ich mir erst für das zweite oder dritte Jahr erhofft!"

Sicher hängt es mit der Insel zusammen. Langeoog, als eine der größeren der Ostfriesischen Inseln, ist ruhig und kinderfreundlich. Schon bei der Anreise schaltet man einen Gang zurück: Das Auto wird auf dem Festland geparkt, man spaziert zur Fähre und freut sich auf die Überfahrt. Auf der Insel geht es mit einer kleinen Eisenbahn weiter, im Ort per pedes, Fahrrad oder Pferdekutsche. Dünen und Wald, See und Watt, ein Hafen, nette Kneipen und Restaurants - die Insel bietet, was man für eine erholsame Zeit braucht.

Und es hängt, natürlich, mit dem Hotel selbst zusammen. Mit den hellen, freundlichen Zimmern und Suiten. Mit dem hauseigenen Pool und der Sauna im Untergeschoss. Oder auch mit dem besonders netten, entspannt bis elf Uhr servierten Frühstück; im Sommer natürlich auch auf der Sonnenterrasse.

Dabei ist Langeoog beileibe nicht nur eine Insel für den Sommer oder nur eine Insel für Familien mit Kindern. Gerade im "Norderriff" fühlen sich jüngere Paare und Singles wohl. Das Hotel hat rund ums Jahr geöffnet, im Winter kommen mehr und mehr Touristen nach Langeoog: Strandspaziergänge, Sauna, Salzbrise. 14 Zimmer hat das Hotel, darunter Suiten und zwei Loft-Apartments von denen aus man sogar das Wattenmeer sehen kann.

Bekannt wurde die Insel auch, weil sie in jenen Jahren Wahlheimat von Lale Andersen war. Die Sängerin und Schauspielerin wurde vor allem mit dem Lied "Lili Marleen" weltberühmt. Ihr früheres Haus, der "Sonnenhof", liegt gleich schräg gegenüber vom "Norderriff".

Das nur eines nicht hat, nämlich ein Restaurant. "Davon gibt es auf der Insel und im Ort genug", meint Streitbörger und gibt gleich seine Empfehlungen dazu. Für ein romantisches Abendessen sei das "Schiffchen" am besten, das liegt nur ein paar Schritte entfernt; oder, vor allem wegen des Ausblicks über Strand und Nordsee, die "Strandhalle". Original friesisch im Ort ist das kuschelige Café "He Tant" ("Hebamme", denn diese wohnte früher hier), gute Küche serviert auch das "Steuerbord" gleich nebenan.