Entspannung auf hohem Niveau an traditionsreicher Stätte - das ist das Erfolgsmotto im “Columbia Hotel Casino Travemünde“.

Es ist das schönste Jugendstilhaus am schönsten Ende von Travemünde, ein markanter Kuppelbau, der Glanz und Gloria einer Epoche repräsentiert, die mit der Familie von Thomas Mann eng verbunden war. Vorne der makellose Strand, auf dem die Körbe in Reih und Glied stehen, auf der anderen Seite die Kaiserallee mit ihren sorgsam gestutzten Linden und den weißen Villen, vor denen einst die Kutschen der Lübecker Senatoren und Kaufleute von livrierten Dienern in Empfang genommen wurden.

Fast hundert Jahre alt ist das Gebäude - und ein Spiegelbild deutscher Geschichte: kurz vor dem Ersten Weltkrieg als Konversations- und Kurhaus erbaut, schon bald aber als Lazarett genutzt, wie 25 Jahre später auch im Zweiten Weltkrieg. Erst nach einer Übergangszeit als britisches Offizierscasino zog 1949 mit einer Spielbank wieder Glamour in den Prachtbau ein: Curd Jürgens und Aristoteles Onassis setzten am Roulette-Tisch gern mal alles auf eine Zahl, im Nachtklub "La Belle Epoque" floss der Champagner, und Josephine Baker sang dazu.

Vorbei, längst vorbei. Zwar wird im Vorderteil des Hauses noch immer gezockt, aber vor allem am Automaten gedaddelt, in Freizeitkleidung. Die großen Zeiten der Casinos, in denen nach- und manchmal nebeneinander Großfürsten, Scheichs, Kiezprominenz und hoffnungsvoll-verzweifelte Systemspieler eine wunderbar verruchte Atmosphäre prägten, gehören auch in Travemünde der Vergangenheit an. Der Kuppelbau und seine modernen Flügel aber haben mit dem Columbia-Hotel seit Kurzem eine Perspektive, die eben von diesem Flair und vom Zauber des alten Seebades profitiert.

Erst seit 2003 beherbergt das legendäre Haus überhaupt ein Hotel. Der erste Betreiber hatte allerdings, wie zuvor schon so viele Besucher am Roulette-Tisch, kein Fortune. Vor fünf Jahren übernahm dann die Columbia-Gruppe das insolvente Casino-Hotel. Und mit seinem sympathischen Direktionspaar Katrin und Ralph Hosbein begann eine nachhaltige Glückssträhne. Sie nutzen nicht nur Standortvorteil und glanzvolle Geschichte, sie haben nicht nur Spitzenköche und drei Restaurants für ganz unterschiedliche Geschmäcker und Stimmungen eingerichtet. Viel mehr noch hat die Seele - oder nennen wir es Flair oder Charme -, die sie dem Haus implantiert haben, zum Erfolg geführt. So jedenfalls scheinen es die Gäste zu erleben, so jedenfalls schreiben sie es ins Gästebuch, so ähnlich auch versichern sie sich des Vergnügens, von Tisch zu Tisch beim opulenten Frühstück oder beim Essen, zum Beispiel im Restaurant "Tafelfreuden".

Für die Küche zeichnet hier Sascha Dietrich verantwortlich, für den Service seine Frau Christine. Geboten wird eine anspruchsvolle Karte, gern auch mal asiatisch inspiriert. Nicht, weil das modern wäre, sondern weil es dem Küchenchef gefällt. Die Dietrichs reisen gern in den Fernen Osten und bringen von dort Rezepte, Gewürze und Ideen mit. Bodenständig hingegen und "feinheimisch" ,wie die erfolgreiche Initiative zur Förderung regionaler Esskultur im Norden heißt, geht es im Restaurant "Holstein's" zu, wo etwa Variationen von "Bauer Schramm sein Sattelschwein" nur zu gern bestellt werden.

Die Große Oper im kulinarischen Angebot, aufgeführt im Restaurant "La Belle Epoque", dirigiert Shooting Star Kevin Fehling. Mit seinen Kreationen aus der modernen und leichten Hochküche kocht er sich, so sagen die Experten, vielversprechend dem zweiten Michelin-Stern entgegen.

Damit Genüsse aller Art, zu denen der hausgemachte Kuchen und das Fingerfood am Nachmittag gehören, unbeschwert bleiben, bieten Andrea Philipp und ihre Kolleginnen in der Beauty- und Spa-"Manufaktur" im Souterrain diverse Massagen und andere Behandlungen an. Dort, in einem etwas dunklen Pool, lassen sich auch entspannende Runden drehen.

Spätestens im Herbst 2012 heißt es für das Casino an dieser Stelle: "Rien ne va plus", nichts geht mehr. Für die frei werdenden Räumlichkeiten lassen sich danach aus Sicht der Hotelleitung vielerlei Möglichkeiten denken, zum Beispiel mehr Suiten, vielleicht auch eine großzügige Erweiterung des Wellnessbereichs.

Das Prinzip im Columbia-Hotel, das nach dem Auszug der Spielbank auch im Namen auf das "Casino" verzichten wird, steht dem Spielbetrieb genau entgegen: Der Einsatz ist überschaubar, der Gewinn quasi garantiert. Zum ebenso entspannten wie erlebnisreichen Aufenthalt tragen nämlich auch zahlreiche liebevolle Details bei, die den Gast nichts kosten, dem Hotel aber womöglich zufriedene Wiederkommer sichern: die Stubenmädchen in den 72 Zimmern und Suiten schlagen jeden Morgen das TV-Programm mit der "richtigen" Seite auf, bei der Reservierung wird nach Sonderwünschen für Kopfkissen, Matratze oder Bettwäsche gefragt. In den Schränken hängen vernünftige Bügel mit ordentlichen Haken, die man nicht mühsam in irgendwelche Löcher friemeln muss. Und auf dem Tisch liegt eine frankierte Karte für den ersten Gruß nach Hause. Eine nette Geste in diesen SMS-Zeiten, sie hätte Thomas Mann gefallen.