Im besten Fall hat eine Erweiterung ausschließlich Vorteile - wie in diesem schmucken Haus auf Rügen.

So langsam wird es eng an der Binzer Strandpromenade, denn mittlerweile sind fast alle Häuser renoviert und erstrahlen in neuem Glanz. Die besten Grundstücke sind vergeben, und Bedarf an neuen Hotels gibt es nach wie vor. Jetzt wird in der zweiten Reihe gebaut.

So geschehen auch bei Villa Lissek, die nun in "Strandhotel" umbenannt wurde. Seit 1994 befindet sich das Hotel je zur Hälfte im Besitz der Investoren Thomas und Nis-Peter Nielsen aus Schleswig-Holstein und des Hamburgers Gunter Preussker. Die Geschichte des Hauses ähnelt denen anderer: Albert Lissek ließ es als "Haus 1. Ranges mit allem Komfort der Neuzeit" für die Badegäste zur vorvergangenen Jahrhundertwende erbauen. Geworben wurde mit "Licht in allen Räumen", und es gab drei Küchen zur Verpflegung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden hier Flüchtlinge aus Ostpreußen untergebracht, von denen viele während der DDR-Zeit wohnen blieben.

Die Jugendstilfassade besticht durch ihren kurvenreichen Aufbau, die hohen Fenster haben schöne Rundbögen, gekrönt wird es in der Mitte von einem kupfernen, spitzen Zwiebeldach. Innen logiert der Gast in Zimmern, die im bewährt klassisch eingerichteten Stil möbliert sind. Das Ganze wirkt zwar etwas altmodisch, passt aber zur ehrwürdigen Villa und wird von vielen Stammgästen durchaus geschätzt. Außerdem hat man hier den direkten Meerblick.

Auf den muss man im angrenzenden Neubau zwar verzichten, aber dafür empfängt den Gast eine hochmoderne Einrichtung mit allen zeitgemäßen Vorzügen. Das zweistöckige Gebäude verfügt über 25 Zimmer, und alle haben entweder einen kleinen, mit Glas eingefassten Balkon oder eine Terrasse. Die Zimmer sind komfortabel und überschaubar. Beim Betreten zögert man unwillkürlich, denn die hochflorige Teppichauslegware wagt man fast gar nicht mit Straßenschuhen zu betreten. Und man fragt sich, wie dieser denn sauber gehalten werden kann. "Damit hat man so sein Tun", ist die prompte Antwort des Zimmermädchens in mecklenburgischer Mundart.

Die weitere Ausstattung ist sehr trendy. Das Mobiliar besteht fast ausschließlich aus Holz in verschiedenen warmen Tönen, das vermittelt ein beruhigendes Ambiente. Flachbildfernseher und WLAN gehören standardmäßig dazu. Der gläserne Nassbereich ist durch unterschiedliche, erdfarbene Töne der Fliesen und Kacheln geschmackvoll ausgestattet.

Eine kleine Bar befindet sich in der Lobby des Neubaus. In die Wand eingelassene, kunstvoll arrangierte Zweige und Äste sind hier ein Blickfang, ebenso die an der Kopfseite des Raumes geschichteten Steinplatten, die ein interessantes Mosaik ergeben. Die großen, weichen Ledersofas laden zur Kurzweil bei einem Getränk aus dem kleinen Angebot der Karte ein.

Das Restaurant "Fischmarkt" befindet sich im Souterrain des alten Gebäudes. Die langgestreckten Räume mit gewölbten Decken wirken gemütlich, auch das gedämpfte Licht. Eine optische Bereicherung ist ein großes Salzwasseraquarium, das für zusätzliche Belebung sorgt. Die Gerichte auf der Speisekarte repräsentieren die Region, eine bodenständige Küche, in der frischer Fisch überwiegt. Aber auch der Fleischfreund muss nicht Verzicht üben; ob aber das "Rumpfsteak" ein Schreibfehler ist oder ein Gag sein soll, war nicht zu klären. Immerhin hat es eine ansehnliche Größe. Das Konzept geht auf, der rege Zuspruch beweist es, das "Fischmarkt" gehört zu den beliebtesten Gaststätten in Binz. Dies liegt sicher auch am guten Preisleistungsverhältnis.

Ganzer Stolz der Besitzer ist der neue Wellnessbereich "Pur Day Spa", der sich im obersten Stockwerk des älteren Gebäudes befindet. Auch hier ist alles modern und zeitgemäß eingerichtet, verschiedene Anwendungen und Behandlungen sind möglich. Wie wäre es mit einer Entspannung im Glasdampfbad mit Rügenkreide und Heilerde, einer Seifenschaum- massage auf vorgewärmtem Hamamstein oder einer Sanddornpackung? Eine Broschüre gibt umfassend Auskunft.

Vor allem wenn draußen der Sturm hörbar pfeift, wird dieser Bereich zur wohltuenden Oase. Auch ein Freiluftbereich ist vorhanden, mit Blick auf Binz und die Ostsee.

Beim üppigen Gourmet-Frühstücksbuffet fehlt es an nichts. So kann also nichts schiefgehen, in diesem kleinen, gemütlichen Hotel, das sich nun dank seines Neubaus gemausert und absolut zu seinem Vorteil weiterentwickelt hat.