Fünf urgemütliche Ferienwohnungen in einem liebevoll renovierten Hof in Nordfriesland tragen die Namen der umliegenden Halligen.

Was für ein Hof, was für eine bewegte Geschichte. Sie lässt sich bis ins frühe 18. Jahrhundert zurückverfolgen. Damals lebte ein Backe Boysen mit seiner Familie auf dieser Warft, der typischen Anhöhe, wie sie alle Höfe auf Pellworm seit eh und je vor den Sturmfluten schützte. Backe Boysen war einer von ein paar Dutzend wohlhabenden Bauern, die die kleine, grüne Insel in Nordfriesland schon immer mehr als die Fischer geprägt haben. Als im März 1760 die Herdglut ein Großfeuer auslöste, baute Boysen sein Anwesen größer und schöner wieder auf, die Jahreszahl 1761 am Ostgiebel erinnert an den "Neubau".

Auf die Boysens folgten die Clausens, die dem trutzigen Friesenhof bis heute seinen Namen gaben. Gut anderthalb Jahrhunderte saßen sie auf der Warft, bis im Mai 1988 das Hamburger Ehepaar Bärbel und Werner Köster den Hof übernahmen. Der hatte sich inzwischen reichlich verändert. Im Modernisierungswahn der Sechzigerjahre war das Dach mit Wellblech gedeckt, die schönen alten Sprossenfenster mit Doppelglas und braunem Rahmen ersetzt worden und dergleichen Verschlimmbesserungen mehr.

Die Kösters, damals schon über 25 Jahre der Insel verbunden, machten sich mit Mut, Tatkraft und Visionen an die Arbeit. Die Nachbarn staunten - und bekochten die Neu-Insulaner, wenn die dazu mal gerade wieder keine Zeit hatten. Diese Hilfe legte das Fundament für die nachhaltige Verwurzelung der Hamburger auf der Insel. Es sollte, das war ihr Credo, so werden, wie es einmal war und, fast noch wichtiger: "Wir mussten es mögen." Als endlich, nach Jahren des Um- und Einbaus, die ersten Gäste in die fünf neuen Ferienwohnungen einzogen - nun wieder unterm klassischen Reetdach -, da waren nicht nur die Kösters stolz, sondern auch die Urlauber hochzufrieden. Das gilt nach wie vor, wie sich den Gästebüchern entnehmen lässt.

Die Appartements, jedes über 80 Quadratmeter groß, sind vom Deutschen Tourismusverband mit fünf Sternen ausgezeichnet, liebevoll, gemütlich und sehr komfortabel eingerichtet. Sie heißen wie die umliegenden Halligen: "Habel", mit Blick in den großen Bauerngarten bis hin zum Deich, "Hooge" mit einer Küche, in der sich die Gäste wie in alten Zeiten zum Essen, Spielen und Klönen treffen, "Gröde" im Erdgeschoss, mit Schafen vor der Tür und einem schönen Blick in die Natur, "Oland", sehr gemütlich im Dachgeschoss, und "Langeness", von deren Terrasse im Westen der Sonnenuntergang besonders schön zu genießen ist.

Kösters umsorgen ihre Gäste schon bei der Buchung: Jeder wird nach seiner bevorzugten Bettausstattung gefragt. "Schlafen Sie gut", heißt das Konzept: Nackenkissen, Allergikerdecke, hochwertige Matratzen mit bio-aktiven Auflagen gehören dazu - und, sehr beliebt, ein Knuddelkissen, das so genannte "Fritzchen". Die Urlauber können sich für ihren Bedarf im Kräutergarten bedienen, die Hausbibliothek ist üppig ausgestattet, einen Computer im Eingangsbereich nutzt, wer nicht ohnehin seinen Laptop mitbringt.

Bärbel Köster, die bis Ende 2009 Kurdirektorin der sympathischen Insel war, versorgt ihre Gäste nur zu gern mit Tipps, wandert mit ihnen über den Deich und schnackt über die Besonderheiten von Land und Leuten; kein Fischer, kein Bauer, kein Kunsthandwerker, den sie nicht kennt.

Sie weiß, wo es den besten Fisch und den leckersten Kuchen gibt. Schwer vorstellbar, dass die Kösters sich irgendwann "aufs Altenteil" zurückziehen. Aber Tochter Leslie und ihr Lebenspartner arbeiten sich schon vorsorglich langsam ein. Sie haben, wie die Eltern vor Jahrzehnten, die Insel lieben gelernt. Und sie werden die Geschichte des Clausenhofs fortschreiben.

Das Buch "Kleine Fluchten" erscheint Anfang Mai in drei Bänden: Basic, Genuss, Wellness. Infos und Vorbestellungen: Tel. 347-265 66 - www.abendblatt.de/shop