Kleine Fluchten: Die Appartement-Pension “Janbeck's“ bei Gelting überzeugt mit einem ungewöhnlichen und sympathischen Konzept

Da sitzen wir also in einem Café, das auch Frühstücksraum und Treffpunkt der Hausgäste ist, hören aus dem Lautsprecher den "Schrägen Vögeln" zu, einer Jugendband aus der Nachbarschaft, und geben uns bodenlosen Genüssen hin. Uta Janbeck, Hausherrin und vor allem Seele dieser freundlichen Pension, hat alles selber gebacken, die herrliche Trümmertorte, die zum Norden gehört wie Wind und Klönschnack, und die Quarktorte mit Pflaumenmus, die hier tatsächlich ohne Netz und doppelten Boden serviert wird.

So gut wie alles auf diesem Hof am Rande von Gelting in Angeln wird in Eigenregie gemacht: das Brot, die Marmelade, der Joghurt. Und Energie. Stephan Janbeck, gelernter Tischler und studierter Systemarchitekt, hat ein Blockheizkraftwerk in die alte Scheune gesetzt, er hat auf dem jüngsten Anbau Solarthermien installiert und eine eigene Kläranlage entwickelt, die Wasser zum Spülen, für die Waschmaschinen und zur Gartenbewässerung liefert.

Noch einen Löffel von der roten Grütze genascht, noch ein langer Blick auf die Linde vor dem Fenster, diesen vielstämmigen, uralten Baum, der allein schon den Alltag und die Großstadt vergessen macht. Dann schauen wir uns um: rechts vom Café das Hauptgebäude, ein kleines Herrenhaus, gut 250 Jahre alt, Mittelpunkt eines Dreiseithofes, wie er typisch ist für die Region rund um die Schlei. Daneben die Scheune, das technische Herz des Anwesens.

Auf der Koppel gegenüber müffeln glückliche Rindviecher vor sich hin, Angler Butterkühe, die besonders gute Milch liefern. Manchmal tuckert ein Trecker vorbei, häufiger aber sieht man Radler, die das Café als Etappenziel ausgesucht haben. Nur ein paar Minuten, schon ist man an einem der naturbelassenen Strände der Geltinger Bucht. Ein Paradies, keine zwei Autostunden von Hamburg entfernt, wo Janbecks zuvor gewohnt haben.

Natur pur, das war es was sie suchten, als es ihnen in der Stadt zu laut und zu hektisch geworden war. Kanada, Schweden, dahin gingen zunächst die Gedanken. Und dann fanden sie ihr Paradies quasi vor der Haustür. Aber bis Ende 2006 die ersten Gäste einziehen konnten, war harte Arbeit angesagt. Aus einem heruntergekommenen Hof sollte ein Schmuckstück werden, ohne Plüsch, ökologisch, aber nicht ideologisch. Anders halt.

Entstanden sind sieben Zimmer, moderne Appartements, bis zu 90 Quadratmeter groß, Holz- oder Korkfußboden, hell und mit hohem Wohlfühlfaktor. Da ist das Appartement Ost mit Blick in die norddeutsche Knicklandschaft, da ist "Süd", im Haupthaus, beide sehr skandinavisch angehaucht. Da ist das großzügige Refugium im ehemaligen Kuhstall, und da sind, gerade fertig geworden, zwei Fünfsterne-Appartements in einem Holz-Neubau mit Terrasse im Obergeschoss, beide behindertengerecht eingerichtet.

Letzter Morgen, Frühstück im Café. Diesmal läuft im Hintergrund irische Folklore. Die Sets, das Geschirr, die Lampenschirme, alles ist in Rot-Weiß gehalten. Dänemark lässt grüßen. Rot-Weiß auch Uta Janbecks Schürze und das Band, mit dem sie ihre Wuschelhaare zum Pferdeschwanz gebunden hat. Es macht Spaß, sich mit dieser patenten Frau zu unterhalten, die mit ihrem Stephan vier Kinder großgezogen und vor Kurzem ihren Meister als Hauswirtschafterin gemacht hat. Und nun, so sagt sie, "betüdelt" sie mit noch mehr Kompetenz, vor allem aber mit viel Freude ihre Gäste.

Zehn verschiedene Teesorten stehen auf der Karte, ein Dutzend Kaffeesorten. Gesunde wie der "Kathreiner" und Lustvolle wie der "Kaffeekask", der legendäre Schwedentrunk mit Schuss. Einmal noch den Käse aus der Region genießen, einmal noch die Rum-Mettwurst, die Schlachter Petersen aus Lindaunis an der Schlei seit Jahrzehnten herstellt und nun auch in die fröhliche Pension "Janbeck's" liefert, zur Freude der Stammgäste, die Jutta und Stephan immer wieder heimsuchen.