“Landhaus Gardels“ in St. Michaelisdonn hat neue Prioritäten gesetzt

Der Pesel mit Parkettboden und holzgetäfelter Decke atmet die Geschichte des alteingesessenen Hauses. Die Holzkassetten an den Wänden sind mit Wappen und Blumen verziert, die Buntglasfenster, die den Raum in ein warmes Licht tauchen weisen auf die mehr als 125 Jahre währende Familiengeschichte des Landhauses Gardels in St. Michaelisdonn.

Doch abgesehen vom Pesel, der heute vorwiegend als Bankettraum und für Familienfeiern genutzt wird, ist in dem Rotklinkerbau in den vergangenen Jahren wenig beim Alten geblieben.

Vom einstigen typischen Vertreterhotel hat Jan Peters sein Haus, das er mit seiner Frau Claudia in fünfter Generation betreibt, in ein attraktives Vier-Sterne-Hotel umgebaut und neu positioniert. "Viele Zimmer waren sehr klein. Wir haben aus zweien eins gemacht oder aus dreien zwei", erklärt der gelernte Hotelfachmann, der den Betrieb 1997 übernommen hat. Heute hat das Hotel, das zu den Ringhotels gehört, 50 Zimmer, davon acht Studios mit großzügigen Bädern. Das Schwimmbad von 1972 ließ Peters abreißen und stattdessen eine moderne Fitness- und Saunalandschaft einbauen. "Diesen Bereich wollen wir noch erweitern, aber wir werden auch in Zukunft kein Wellnessbetrieb", sagt der Hotelchef.

Die Woche über kommen viele Tagungsgäste ins Haus, an den Wochenenden besuchen immer mehr Kurzurlauber den 3700 Einwohner-Ort und erkunden die Region zwischen Nordseeküste, Elbmündung und Nord-Ostsee- Kanal. Die Gegend ist bestens geeignet für Fahrradtouren, aber auch die Strände von St. Peter-Ording sind nicht weit, ebenso die Seehundstation Friedrichskoog. "Für Golfer gibt es einen Kurzplatz mit sechs Löchern, auch für Anfänger geeignet", betont der Hotelier.

Wem das alles nicht genügt, der kann in die dritte Dimension aufsteigen. Jan Peters ist passionierter Sportpilot und nimmt seine Gäste gern mit in luftige Höhen. "Während wir die Gegend überfliegen, erzähle ich den Gästen gern die kulturhistorischen Zusammenhänge", sagt Peters. Im vergangenen Jahr ging er 150-mal mit Gästen in die Luft. "Da kann man vieles über die Windkraftanlagen erzählen und auch über die Entstehung der Kööge", sagt er.

Mehr und mehr Gäste kommen aber vor allem wegen der hervorragenden Küche, die man in dieser Qualität in Dithmarschen nur selten findet.

Das Hotel ist Mitglied beim schleswig-holsteinischen Verein Feinheimisch, der sich der Förderung der regionalen Ess- und Kochkultur verschrieben hat. Auch als Gastgeber des Schleswig-Holstein Gourmet-Festivals hat sich das "Landhaus Gardels" inzwischen einen hervorragenden Namen gemacht. Die deftige Dithmarscher Kost überlassen Peters und sein Küchenchef Marc Schlürscheid anderen Gaststätten. "Unsere Idee ist es, regionale Produkte in gehobene Küche umzusetzen", sagt Peters. Schlürscheid, der seit 2007 im "Landhaus Gardels" kocht, hat inzwischen auch bei den heimischen Restaurantgästen ein Umdenken bewirkt: "Bei Menüabsprachen sind die meisten inzwischen bereit, nicht mehr das Rinder- oder Schweinebuffet zu nehmen, sondern etwas auszuprobieren."

Die Stammgäste wissen ohnehin zu schätzen, was ihnen der 36 Jahre alte Küchenchef kredenzt. "Meine Mannschaft und ich probieren viel aus, bis es passt und auf die Karte kommt", sagt Schlürscheid. "Mir liegt die bodenständige Küche mit originellen Kombinationen, dazu gehört zum Beispiel Krabben-Sushi." Auch wer von der günstigeren Bistrokarte bestellt, kann sicher sein, dass er exzellent bekocht wird.

Wenn das Wetter mitspielt, sitzt man bevorzugt im begrünten Innenhof - einfach wunderbar. Wenn es draußen zu windig ist, was in der Region durchaus vorkommt, machen es sich die Gäste im mediterran gestalteten Restaurant gemütlich - auf ockerfarbenen Lederbänken und Stühlen. Die hervorragenden Gerichte werden drinnen wie draußen von einer freundlichen, jungen Mannschaft serviert.

Ob die sechste Generation eines Tages das Ruder übernimmt, ist noch offen. Die beiden Töchter des Hauses gehen noch zur Schule. Aber darüber muss sich der 45 Jahre alte Hotelchef auch noch keine grauen Haare wachsen lassen.