Kleine Fluchten: Im “Fürstenhof“ der Herzogstadt Celle mischt sich hohes Niveau mit praller Lebensfreude

Eben noch die Bundesstraße drei, eben noch das lebhafte Puppenstubenzentrum von Celle. Und auf einmal, keine fünf Fußminuten entfernt, ist der Lärm der Welt weit weg - und mit ihm der Alltag. Das dichte Blätterdach mächtiger Kastanien vor dem Hotel "Fürstenhof" hat, so scheint es, die Gegenwart verschluckt. Würde eine Kutsche vorfahren, Damen in Krinolinenkleidern, Herren in Edelmannsgarderobe in das Palais schreiten, das heute eines der angenehmsten Hotels Norddeutschlands ist, es würde sich wohl niemand wirklich wundern.

Dieser Adelspalast ist ein feines Haus, dafür steht schon seine Geschichte: in seinen Ursprüngen um 1670 erbaut, war es über Jahrhunderte im Besitz der gräflichen Familie Hardenberg. Seit 2005 gehört es als eines von sieben Juwelen zur Kette der renommierten Althoff-Hotels. Nobel also die Vergangenheit, nobel auch der Hintergrund mit einer Philosophie, die hohen Ansprüchen genügen und dabei Träume von der Kleinen Flucht wahr machen will.

Aber, und das ist wohl das Besondere an diesem Refugium der Entspannung: Hier wird nicht steife Vornehmheit zelebriert, sondern ganz im Gegenteil Lebensfreude nach dem Motto "Schöne Zeiten" geboten, in großzügig ausgestatteten Zimmern, in einem romantischen Innenhof und vor allem in drei verschiedenen Küchenrichtungen, die jede für sich kreative Erlebnisse für alle Sinne bietet. Am 19. September, zum 40. Geburtstag des Hotels, wollen alle drei Küchen mit einem fröhlichen Gourmetfestival "Viel Genuss in Haus und Hof" unter Beweis stellen.

Das Haus: ein alter Fachwerkbau, pastellfarben übertüncht, wie es der Denkmalschutz will, weil es auch anno dazumal so ausgesehen hat. Dahinter, durch hohe Bäume gut versteckt, ein wenig attraktiver Anbau von 1970. Darin sind die meisten der insgesamt 73 Zimmer und Suiten untergebracht, in sechs verschiedenen, originell gestalteten Themenbereichen: In so genannten "Fürsten"-Zimmern zieren Wappen der einstigen Besitzer Wände und Lampen. Die "Romantik"-Räume, zum Teil mit Rosenmotiven geschmückt, werden gern von Brautpaaren und ihren Gästen genutzt, Reiter-, Jagd- und Heideszenen kennzeichnen weitere Etagen, und in den Golfzimmern können die Greenfans sogar das Einputten üben.

Während ein kleiner Fitnessbereich und ein großer Pool ebenfalls im Anbau zu finden sind, prägen der Blaue Salon - mit dem charakteristischen Balkon an der Vorderfront - und das Tapetenzimmer mit wertvollem Wandschmuck aus dem höfischen Spanien den Stil des Haupthauses. Drei klassisch ausgestattete, aber mit modernstem Komfort versehene Suiten über einer alten Remise komplettieren die diversen Wohnmöglichkeiten.

Erster Bewohner des Adelshofes soll vor etwa 350 Jahren ein italienischer Lebenskünstler gewesen sein. Da lässt sich molte bene ein Bogen spannen zum "Palio", dem jüngsten der drei Hotelrestaurants. Dort pflegt Helmut Griebl, hoch gelobt von Gault Millau und Co., eine ebenso gradlinige wie abwechslungsreiche italienische "Hausfrauen-Küche" - für Ingo Schreiber, den sympathischen Hoteldirektor eine der besten Küchen der Welt.

Das fast schon legendäre Restaurant "Endtenfang", über dem seit zwanzig Jahren ein Michelin-Stern schwebt, wurde kürzlich aufgefrischt. Warmes Anthrazit, zarte Beige- und Sandtöne, mit Kunstseide verzierte Kronleuchter prägen nun die Atmosphäre. Dort hat Hans Sobotka, den der "Feinschmecker" zu den stillen, aber beständigsten deutschen Meistern am Herd zählt, das Spektrum erweitert, vom verfeinerten Müritz-Zander bis hin zu Gambas auf marokkanische Art. Aber auch hier ist das Bewährte integriert: So wird die Junge Ente in drei Gängen für zwei Personen so knusprig serviert wie eh und je. Sobotkas Künste prägen auch das Angebot der "Landhaus"-Küche, gutbürgerlich auf hohem Niveau.

Von der umfangreichen Rumsammlung in der Bibliothek wäre noch zu berichten, von einem Service mit Lächeln und Liebreiz, vom Innenhof, in dem sich das Frühstück über Stunden genießen lässt und von weinfröhlichen Spätsommerabenden vor dem Haupthaus, mithin von lauter Impressionen, die zum Wiederkommen anstiften.