Keine Fluchten: Das “Alte Kaufhaus“ in Lüneburg besticht mit bester Altstadt-Lage

Was für ein Blick: Nahezu das gesamte Altstadt-Panorama breitet sich vor fast allen Zimmern dieses neuen Hotels im Herzen Lüneburgs aus. Das schönste Gotteshaus der Salzstadt, das vor 600 Jahren dem heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Seeleute und Flussschiffer geweiht wurde, ragt aus dem historischen Breitwandbild heraus. Und vor der Tür tritt der Gast direkt in die gute Stube der Stadt, das so genannte Wasserviertel, "möbliert" mit dem Alten Kran, flankiert von der längsten Kneipenmeile Lüneburgs, dazu ein historisches Ensemble aus ehemaligen Speichern, alten Bäumen, viel Wasser, einem mächtigen Turm und der Abtsmühle, das zusammen das renommierte Hotel "Bergström" bildet.

Seit ein paar Monaten fügt sich ein weiteres Gebäude mit Vergangenheit harmonisch in diese Umgebung ein, aus dem Tiefschlaf geweckt vom Lüneburger Industriellen und Hotelier Henning J. Claassen: Er hat aus einem alten Handelshof das sympathische Drei-Sterne-Superior-Hotel "Altes Kaufhaus" entstehen lassen, sozusagen die flotte, jüngere Schwester seines etwas feineren "Bergström". Beide Häuser werden von dem Hamburger Sven Flecke routiniert geleitet, unterstützt von einem sehr jungen Team.

Die Ursprünge des fast 100 Meter langen Backsteingebäudes an der Ilmenau gehen ins 18. Jahrhundert zurück. Aber schon 500 Jahre früher soll an dieser Stelle ein Kaufhaus gestanden haben, in dem Heringe gehandelt wurden. Der Fisch aus Nord- und Ostsee hat neben dem Salz ganz wesentlich zum Reichtum der Stadt beigetragen.

Nach wechselvoller Nutzung fiel das Kaufhaus Ende 1959 einer Brandstiftung zum Opfer. Nur der prächtige Barockgiebel an der Vorderfront blieb erhalten. Danach zog ausgerechnet die Feuerwehr in einen langweiligen Zweckbau, der dort im Stil der Sechziger errichtet wurde. Der jetzige Hotelbau hingegen nimmt historische Elemente wie Gauben, Giebel und Erker ebenso stil- und liebevoll wie zeitgemäß auf, "lebendiger" Backstein in unterschiedlichen Schattierungen, kombiniert mit viel Glas im Empfang und im Wintergarten an der Rückfront.

Auf vier Geschosse verteilen sich 83 Zimmer und Junior-Suiten, mit moderat kalkulierten Übernachtungspreisen, großzügig geschnitten, skandinavisch-hell eingerichtet, mit bunten Lüneburger Skizzen dekoriert und mit Flachbildschirmen ausgestattet, die an der Wand hängen. Die Bäder sind komfortabel (mit einer Ausnahme: der Rasier- und Schminkspiegel klebt unbeweglich am großen Spiegel!). Tagungsräume, die auch als Standesamt genutzt werden können, ein Fitnessbereich und eine Sauna komplettieren das Angebot.

Die Karte im luftig-lichten Restaurant "Canoe" ist US-amerikanisch ausgerichtet, einer Neigung des Besitzers folgend, der lange in den Vereinigten Staaten gelebt hat: eine bunte Sandwich-Palette, Steaks, Lachs vom Barbecue, "Boston Clam Chowder Soup" (Kartoffelsuppe mit Muschelfleisch), Chickenburger vom Feinsten. Im "Canoe", mit seinem großem Außenbereich über dem Wasser, wird morgens auch das üppige Frühstücksbüfett aufgebaut.

Der kulinarische Genuss lässt sich, überraschend für ein Dreisterne-Haus, mit Kunstgenuss ergänzen. Im Keller des "Alten Kaufhauses" hat Henning J. Claasen, der gern Liebesbekenntnisse zu seiner Heimatstadt Lüneburg abgibt, einen Teil seiner Bilder-, Foto- und Skulpturen-Sammlung in bestens ausgeleuchtetem Ambiente für die Öffentlichkeit präsentiert. In dieser Galerie zeigt er zum Beispiel Gemälde von Armin Müller-Stahl, Objekte des belgischen Künstlers Dirk de Keijzer und berührende Bilder großer Fotografen. Auszug aus dem Gästebuch: "Ein Schatz im Keller, den man nicht erwartet. Aber er passt zum Stil des Hauses." So ist es.