Das Gutshaus Linstow mauserte sich seit der Eröffnung von der Pension zum gemütlichen Landhotel

Felder, Wiesen und Wälder begleiten uns abwechselnd auf der Strecke in das kleine Dorf Linstow. Das Gutshaus liegt etwas abseits davon. Torsten Dietzel hat das leer stehende Gebäude rein zufällig auf einer Fahrradtour entdeckt. Er war damals auf der Suche nach einem ruhigeren Leben. "Ich war mehrere Jahre sehr viel beruflich unterwegs gewesen und suchte nach einer Alternative", erzählt er. So kaufte er das aus der Barockzeit stammende Gebäude und fand dort eine neue Heimat.

Den ernormen Sanierungsbedarf hatte der heutige Besitzer allerdings anfangs nicht erkannt, wie er eingesteht. "Wir haben 300 bis 400 Tonnen Schutt abtransportiert", erinnert er sich. Das gesamte Fachwerk musste ausgetauscht, 57 Türen und 40 Fenster ersetzt oder ergänzt werden. Eiche, Douglasie und Kiefer wurden als Dielen verarbeitet, die gehobelt und mit Olivenseife abgewaschen wurden.

Die schönen Mosaike, die sich in den Fluren und den Badezimmern finden, hat Dietzel selbst aus Zementfliesen hergestellt. Beim Stil hat er sich vom "Zeitalter des Funktionalismus und den 50er- und 60er-Jahren, zum Teil dänisch inspiriert" leiten lassen. Nach drei Jahren der Restaurierung öffnete das Gutshaus Linstow 2008 als Hotel. Ursprünglich war nur eine Pension mit Café geplant, "aber die Leute wollten auch gern etwas zu essen bekommen", weshalb er das Angebot erweiterte.

Herrschaftliches Ambiente darf der Gast nicht erwarten. Stattdessen ist die Gestaltung und Ausstattung schlicht. Und doch ist man spontan begeistert, und ein Gefühl der sofortigen Entspannung macht sich breit - was nicht zuletzt an dem sympathischen Hausherrn und seinem Team liegt.

Die einfache Einrichtung ist sorgsam ausgewählt und gekonnt kombiniert mit klassischen Möbelstücken und vielen passenden Bildern aus Torsten Dietzels privater Sammlung. Schon früh hat er angefangen, Kunst zu sammeln. Klangvolle Namen sind darunter, wie Beckmann und Vasarely, aber auch viel russische Avantgarde.

Für Gemütlichkeit sorgen Wände in Ocker, Terrakotta, Pflaume, Gelb und Marineblau. "Mit unterschiedlichen Farben versuche ich, Stimmung in die Räume zu bringen", erklärt der Hausherr seine Absicht. Beheizt werden die Räume durch die Wände - das Quark-, Kalk- und Lehmgemisch macht dies möglich. Im Restaurant hängen große Kugellampen an den Decken, und in der hinteren Lounge kann man am Kamin auf hochwertigen italienischen Sofas sich der Lektüre hingeben oder eine Partie Schach spielen. Einen Fernseher sucht man im Haus vergebens.

Für das leibliche Wohl sorgt Andreas Ahlgrimm, der ursprüngliche, regionale und wohlschmeckende Gerichte auf den Teller bringt. Wie zum Beispiel die Wrukensuppe, die aus Steckrüben gemacht wird, den Lammbraten mit Ziegenkäsekruste oder den Zander mit Blutwurst. Der Mecklenburger Rosinenbrotpudding ist eine besondere Nachspeisenspezialität, die einmal von Mönchen kreiert wurde. Dazu gibt es Wein aus der Pfalz und von der Mosel. "Aber auch der Rote von der Saperavi-Traube aus Georgien ist ein echter Knaller", findet Torsten Dietzel.

Landschaftlich reizvoll ist die Umgebung. Der Park mit den Weymouthskiefern, die einen stattlichen Umfang von 4,80 Meter haben, bietet viele schöne Spielmöglichkeiten für Kinder. Ein Baumhaus und ein Wasserspielplatz sind im Entstehen.

Zum Baden lädt ein naher See ein, der herrlich in der hügeligen Landschaft eingebettet ist. Darin finden sich 17 verschiedene Fischarten wie Zander, Hecht, Ukelei, Barsch, Aal, Forelle und Neunauge. Reiche Beute für den Seeadler, der auf der kleinen Insel zu Hause ist. Auch der Steinadler dreht hier seine Runden. Man kann den See bequem umwandern und passiert dabei den Hudewald auf einer Halbinsel, auf der sich zahlreiche über 400 Jahre alte Eichen befinden. Und nur einen Sprung entfernt ist die Nossentiner Heide mit ihren ausgedehnten Birken-, Kiefern- und Fichtenwäldern.

Die Bücher zur Serie: Jeder der fünf bislang erschienenen Bände kostet 12,95 Euro. Infos: www.abendblatt.de/shop

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