Zwei Stunden entfernt von Hamburg liegen die mehr als 1000 Seen, der gewaltigste unter ihnen die Müritz, mit 117 Quadratkilometern der größte See Deutschlands. Im Winter ist es hier besonders schön und friedlich.

Im Winter, wenn die Marinas verwaist sind und fast keine Ausflugsdampfer herumschippern, dann ist es an der Mecklenburgischen Seenplatte am schönsten. Zwei Stunden entfernt von Hamburg liegen die mehr als 1000 Seen, der gewaltigste unter ihnen die Müritz, mit 117 Quadratkilometern der größte See Deutschlands. Unsere Fahrt führt nach Lexow – ein kleines Dorf, zwischen der Müritz und dem Plauer See gelegen. Erst Autobahn, Bundesstraße, dann Landstraße, wir erreichen Lexow und am Ende des Dorfes ein größeres Gebäude – das Gutshaus Lexow.

Bettina Buschow, die Eigentümerin des Gutshauses, erwartet uns schon und schlägt vor, durch den Garten zu gehen, ein naturbelassenes Areal mit Obstbäumen, Sandkiste und Schaukeln, die in den hohen Bäumen hängen. „Wer englischen Rasen erwartet, ist hier verkehrt“, erklärt uns Frau Buschow. Unser Gespräch wird durch trompetenartige Töne unterbrochen. Wir schauen gen Himmel, unzählige Kraniche ziehen unüberhörbar vorbei – auf der Suche nach einem Rastplatz. Wir sind in der Natur der Seenplatte angekommen.

Wie fast alle Gutshäuser hat auch dieses viel Geschichte: 1874 erbaut, diente es zunächst dem Kloster Dobbertin als Pächterhaus, wohl mit ein Grund dafür, dass das Haus schlicht gehalten wurde und nicht so stattliche Maße hat wie andere Gutshäuser in Mecklenburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden dort Flüchtlinge einquartiert, seit den 1950er-Jahren bis zur Wende war es „Dorfgemeinschaftshaus“ und beherbergte Arzt, Friseur, Schule, den „Konsum“ und das Büro des Bürgermeisters. Dazu kam in den 80er-Jahren noch eine Gaststätte. Hier muss ausgiebig gefeiert und getanzt worden sein, berichtet Bettina Buschow, und die älteren Dorfbewohner erzählen, dass dabei schon einige Ehen in Lexow zustande kamen.

Das Gutshaus Lexow stand vor dem Verfall

Nach der Wende übernahm ein Bielefelder Sanitärunternehmen das Haus, und richtete acht Wohnungen ein. Geldmangel des Unternehmens führte dazu, dass Bauerhaltungsmaßnahmen nicht durchgeführt wurden – das Gutshaus Lexow stand vor dem Verfall.

2007 war Familie Buschow auf der Suche nach einem Domizil auf dem Land, weit weg vom Trubel der Großstadt. Ihre Suche führte nach Mecklenburg, und einer Annonce folgend entdeckten sie Lexow. Sie standen vor dem Haus mit kaputtem Dach, vernagelten Fenstern, das Äußere bot einen erbärmlichen Eindruck. Trotzdem, die Entscheidung wurde getroffen: Das ist es!

Es folgten drei Jahre umfassender Sanierungsmaßnahmen, die zum Teil dem Denkmalschutz unterlagen. Das Dach wurde originalgetreu mit Schiefer eingedeckt, ein Tischlermeister aus der Region baute die maroden Fenster originalgetreu nach. Der Holzfußboden ist im Originalzustand erhalten, sanierte Heizkörper wurden eingebaut.

„Wir wollten alles behutsam modernisieren und sanieren“, sagt Bettina Buschow – und das wird im Gutshaus auch sichtbar. So wurden die Wohnungen nach den ursprünglichen Grundrissen wiederhergestellt. Abgesehen von einem Dachzimmer sucht man kleine Apartments hier vergeblich, die größte Wohnung, Rheinsberg, misst 180 Quadratmeter. Mindestens acht Gäste können dort bequem ihr Quartier beziehen. „Das hat sich herumgesprochen und ist auch Teil unseres Konzeptes“, sagt die Eigentümerin. So treffen sich Familien oder befreundete Paare mit Kindern in Lexow, verbringen ein paar Tage, um zu klönen und die frische Luft zu genießen.

Das Gutshaus lässt sich auch komplett mieten – bis zu 20 Personen finden hier Platz. Bei Unternehmenstagungen wird die größte Wohnung so eingerichtet, dass alle gemeinsam kochen und essen können. Doch es gibt auch gute Restaurants in der Umgebung.

Die Region hat viele Sehenswürdigkeiten

Ein beschaulicher Ort ist Malchow, sechs Kilometer von Lexow entfernt. Der alte Ortskern ist auf einer Insel gelegen, verbunden über einen Damm oder eine Drehbrücke. Immer zur vollen Stunde öffnet sie sich und lässt die Schiffe auf der Müritz-Elde-Wasserstraße passieren. Als Zentrum der Mecklenburgischen Seenplatte ist Waren zu bezeichnen, seit 2012 staatlich anerkanntes Soleheilbad. Schon von Weitem ist der markante Turm der Marienkirche sichtbar, von dem man einen weiten Blick über die Müritz hat. Zwischen dem neuen und dem alten Markt, der von alten Häusern umringt ist, gibt es an der Langen Straße viele kleine Geschäfte. Nicht auslassen sollte man einen Besuch im Müritzeum, in dem man in einer Aquarienlandschaft aus nächster Nähe Bewohner der Seen- und Flusslandschaft betrachten kann.

Zurück in Lexow. Wir fragen Bettina Buschow nach ihren Plänen. Derzeit werden in einer Scheune zwei weitere kleine Wohnungen errichtet, Fertigstellung soll Ende April sein, eine Sauna im Garten ist geplant. Nach Ostern wird auch ein Tagungsraum eingerichtet, in dem Hausgäste frühstücken können. Dieser Raum soll später als Café öffentlich nutzbar werden. Als Ort der Begegnung für Hausgäste, vorbeiziehende Radler und für die Anwohner: „Ich möchte hier die Gemeinschaft fördern, so wie es in der Vergangenheit schon war“, sagt Bettina Buschow.

Weitere Informationen:

Anschrift: Gutshaus Lexow, Dorfstraße 29, 17209 Lexow, Kontakt: Bettina Buschow, Tel.: 040/4291 3360, www.gutshaus-lexow.de

Preise: Zimmer Sommerstorf für zwei Personen 35 Euro, Wohnung Luisenfeld (vier P.) 155 Euro, das ganze Haus mit Platz für 20 Personen ab 450 Euro. Alle Preise pro Nacht zzgl. Endreinigung.

Buch zur Serie: Jeder der fünf Bände kostet 12,95 Euro und ist erhältlich im Buchhandel oder auf www.abendblatt.de/shop