Die Stadt ist bekannt für die älteste Universität Europas, seine mittelalterliche Architektur, die Hansesail und eine wunderschöne Küste, denn seit 1323 gehört das Seebad Warnemünde schon zu Rostock

Die Stadt hat sich herausgeputzt: Auf der Kröpeliner Straße, die vom Kröpeliner Tor zum Neuen Markt führt, stehen strahlend hübsche Giebelhäuser in pastelligen Farben. Das Hauptgebäude der Universität, das zwischen 1867 und 1870 im Stil der italienischen Neorenaissance errichtet wurde, zeigt sich in neuer Pracht. Viele Menschen schlendern an diesem sonnigen Tag über die Flaniermeile. Auf dem Universitätsplatz tummeln sich Studentengruppen. Die Alma Mater Rostochiensis, an der heute etwa 14 000 Studenten immatrikuliert sind, wurde bereits im Jahr 1419 gegründet, als erste Universität Nordeuropas überhaupt. In jener Zeit gehörte die See- und Hafenstadt Rostock zu den einflussreichsten Hansestädten. Schiffbau, Handel und Handwerk mehrten den Reichtum. Bedeutende Bauten wie die dreischiffige Marienkirche – ein Hauptwerk der norddeutschen Backsteingotik –, die Stadttore und das gotische Rathaus, das erst später einen barocken Vorbau erhielt, konnten so entstehen.

1400 Jahre Geschichte bis heute

Rostocks wechselvolle Geschichte beginnt jedoch schon wesentlich früher: Lange bevor man begann, die Altstadt am Ostufer der Warnow zu bauen, vor rund 1400 Jahren, siedelten sich hier slawische Stämme an und errichteten eine Burg, die sie „roztoc“ nannten, das bedeutet „Auseinanderfließen eines Flusses“. Vom späten 12. Jahrhundert an wuchs an diesem Ort eine deutsche Siedlung, der im Jahr 1218 das Lübische Stadtrecht zuerkannt wurde.

Die Petrikirche entstand im 14. Jahrhundert. 1543 wurde ihr 127 Meter hoher Turm durch einen einschlagenden Blitz zerstört, was die wenigen Katholiken, die nach der Reformation in Rostock geblieben waren, als Strafe Gottes auffassten. 1578 wurde der Turm wieder aufgebaut – und 1942 ein zweites Mal zu Fall gebracht, diesmal durch Bomben. Seit 1994 gibt es ihn wieder. 117 Meter ragt er empor. Der „Neue“ hat in 45 Meter Höhe eine Aussichtsplattform, die über 195 enge Stufen oder mit einem Aufzug zu erreichen ist. Sie bietet einen weiten Blick auf die Warnow und über die ganze Stadt. Die Nikolaikirche in unmittelbarer Nähe wartet mit einem interessanten architektonischen Konzept auf: Unter ihrem Hallendach befinden sich 13 Wohnungen und fünf Gästezimmer. Die 1994 wiedereröffnete Kirchenhalle wird für Veranstaltungen genutzt. Ebenfalls 1994 gegründet wurde die Hochschule für Musik und Theater (HMT). Sie hat ihren Sitz im aufwendig restaurierten Katharinenstift, einem ehemaligen Kloster in der Altstadt, bildet 500 Studenten aus und veranstaltet jährlich etwa 200 Konzerte und Vorführungen.

Rostock als Industriestadt

Mit dem Niedergang der Hanse, dem Dreißigjährigen Krieg und einem großen Stadtbrand im Jahr 1677 drohte die Stadt in die Bedeutungslosigkeit zu versinken. Erst die Industrialisierung im 19. Jahrhundert führte zu einem erneuten Aufschwung. Während des Nationalsozialismus wurde die Stadt zu einem Zentrum der deutschen Rüstungsindustrie – vor allem die seit 1922 hier ansässigen Heinkel-Flugzeugwerke machten sie dazu –, und im April 1942 war sie eines der ersten Ziele für britische und amerikanische Bomben. Am Ende des Zweiten Weltkriegs lag Rostock in Schutt und Asche.

Der Wiederaufbau hatte nun höchste Priorität. Schon in den 50er-Jahren wurden an der Langen Straße Häuser nach dem Vorbild der norddeutschen Backsteinarchitektur der 20er-Jahre erbaut, großzügiger und mit mehr stilistischer Sorgfalt als bei den späteren Neubaugebieten zwischen Rostock und Warnemünde. Neben den Werften entstanden das Dieselmotorenwerk, das spätere Fischkombinat, die Deutsche Seerederei Rostock und der Überseehafen. Die Kunsthalle am Schwanenteich im Stadtteil Reutershagen, der einzige zu DDR-Zeiten errichtete Museumsneubau, zeigt seit 1969 zeitgenössische Kunst. Der Stadthafen ruht in sich. Hin und wieder ist ein Spaziergänger auf der Promenade anzutreffen.

Tradition und Moderne in Warnemünde

Weiter nach Warnemünde geht es per Auto. Warnemünde gehört seit 1323 zu Rostock und hat sich mit seinem herrlich breiten Strand, der 530 Meter langen Westmole und dem neuen Yachthafen Hohe Düne an der Ostmole zu einem hübschen Seebad entwickelt. Geduckte Fischerhäuser entlang des Alten Stroms lassen das einstige Fischerdorf noch erahnen. Es gibt viele Cafés, urige Kneipen und kleine Geschäfte. An der Promenade kann man eine moderne Bäderarchitektur mit schönen weißen Villen und Hotels bewundern. Als Wahrzeichen gilt der 1898 in Betrieb genommene Leuchtturm, auf dem heute noch ein Leuchtfeuer brennt. Besucher können ihn besteigen und die Weite des Meeres auf sich wirken lassen. Seglern bietet dieser Teil der Ostsee ein hervorragendes Revier.

Jedes Jahr im Juli findet hier die Warnemünder Woche statt, eine mehrtägige Regatta mit hochrangiger internationaler Beteiligung. Und in der zweiten Augustwoche, wenn die Hanse Sail Hunderte Traditionssegler und Millionen Besucher in die Stadt lockt, herrscht Ausnahmezustand auf dem Wasser und in der Stadt.

Anfahrt

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Fahrtzeit vom Hamburger Hauptbahnhof nach Rostock circa zwei Stunden, ohne Umsteigen.

Mit dem Auto: Über die A 1 von Hamburg aus kommend, Richtung Lübeck fahren. In Lübeck auf die neue A 20 bis Autobahnkreuz Rostock, dann auf die A 19 Richtung Rostock.

Weitere Informationen: Tourist-Information (Stadtzentrum), Neuer Markt 3, 18055 Rostock, Tel. 0381 / 381 22 22, www.rostock.de