Auf Nordstrand und der Hamburger Hallig bekommen Menschen und Schafe regelmäßig nasse Füße. Sie steht bis zu 60 Mal im Jahr unter Wasser. Watt soll’s!

Überall Deiche und Köge. Wer über den Damm nach Nordstrand kommt, befindet sich danach in einem immer wiederkehrenden Auf und Nieder. Niedriges, dem Meer mühsam abgerungenes Land, darum ein hoher Deich. Achtmal geht das so, denn so viele Köge gibt es auf dieser nordfriesischen Halbinsel in der Nähe von Husum.

Die Nordstrander waren nie ein Seefahrervolk, denn mit Schafhaltung und Landwirtschaft ließ sich immer genug Geld verdienen. Und die 35 Einwohner, die im Elisabeth-Sophien-Koog leben, haben noch ein bisschen mehr als die übliche Gemeinde von rund 2250 Menschen. Sturm und Flut, Angst und Trotz, Landgewinn und Landverlust gehören zu Nordfriesland. Die Menschen haben sich damit arrangiert, haben Wege gefunden, um die Natur, so gut es geht, zu beherrschen. So durchzieht ein Grabensystem ganz Nordstrand, das das Regenwasser sammelt und durch Siele ins Meer befördert. Und als weiteren Küstenschutz haben die Nordstrander in den 80er-Jahren vor dem Elisabeth-Sophien-Koog noch mehr Salzwiesen eingedeicht. Daraus ist der Beltringharder Koog entstanden, das größte Naturschutzgebiet auf dem Festland Schleswig-Holsteins, ein Paradies für Brut- und Rastvögel und Naturliebhaber. Vom Holmer Siel aus kann man auf dem Deich zu Fuß oder mit dem Rad mehrere Kilometer diese traumhafte Landschaft aus Feuchtwiesen, Süß- und Salzwasserbiotopen erleben.

Vom Deich eine grandiose Sicht auf das Wattenmeer

Mit dem Auto fahren Sie die Deichstraße entlang, vorbei an schönen, reetgedeckten Häusern, nach Strucklahnungshörn. Ein kurzer Blick über den Deich bietet eine grandiose Aussicht auf das Wattenmeer. Von hier fahren die Fähren zu den anderen Inseln und Halligen. Ganz dicht ist Pellworm, das einst mit Nordstrand verbunden war. Das war vor den beiden „Groten Mandränken“ (gewaltige Sturmfluten) aus den Jahren 1362 und 1634, die den Nordteil der Insel Alt-Nordstrand zerstörten. Dadurch bildete sich der Norderhever-Strom, der seither als Wasserlinie Nordstrand und Pellworm, diese beiden von Menschenhand geschaffenen Inseln, trennt.

Zwischen Kaffee, Kultur und Schafen

Von den insgesamt 19 Kirchen hat auf Nordstrand nur eine die großen Sturmfluten überlebt. Denn als eines der wenigen Gebäude steht die Odenbüller -St.-Vinzenz-Kirche auf einer Warft. Mit fast 900 Jahren ist sie das älteste Bauwerk auf der Insel und grenzt an den Hauptort der Insel Süden. Dort befindet sich im Gebäude der Kurverwaltung das Inselmuseum, das die wechselvolle und spannende Inselgeschichte sehr anschaulich beschreibt. Um die Insel besser kennenzulernen, lohnt es sich eine der vielen Führungen mitzumachen. Ein gutes Ziel auf dem Rückweg ist die Engel-Mühle in Süderhafen. Zwar funktioniert das Mahlwerk der schönen Mühle aus dem 19. Jahrhundert noch, doch das Hauptgeschäft sind die Bäckerei und das Café. Ein Renner ist dort die Pharisäer-Torte aus Kaffeesahne und Rum.

Eine weitere Attraktivität der Insel geht kurz vor dem Nordstrander Damm noch rechts ab – die Schäferei Baumbach mit ihrem Hofladen, wo es alles vom heimischen Schaf zu kaufen gibt, was man sich vorstellen kann. Neben Würsten und Fleisch werden im oberen Stock des Ladens Schaf-Kuriositäten wie Schafmilchseife, Puschen und Staubwedel verkauft. Die Quelle all dieser wunderbaren Dinge blökt dann oben vom Deich herunter, Hunderte von Lämmern und Schafen springen dort umher – eine kleine Treppe führt hinauf. Ein zauberhafter Anblick.

Die Hamburger Hallig zwischen Ebbe und Flut

Über die kleinen Straßen oder auf der B 5 über Bredstedt erreicht man in etwa 20 Minuten die Hamburger Hallig, ein bildschöne Insel, etwa 4,5 Kilometer lang und acht Kilometer breit. Bewachsen mit Salzwiesen, so weit das Auge reicht – und einem Plattenweg, der das Festland mit den zwei Warften verbindet.

Auch diese Insel gehörte ursprünglich zu Alt-Nordstrand. Zwei Hamburger Kaufleute, die Gebrüder Amsinck, hatten das Vorland im Nordosten zwischen 1624 und 1628 als Ackerland bedeicht, bis die Manndränke auch ihnen die Lebensgrundlage nahm. Von dem Koog blieb nur die Hallig, die erst 1885 endgültig mit dem Festland durch einen Damm verbunden wurde. Inzwischen ist daraus ein Naturparadies geworden, denn nur die Hälfte der Salzwiesen wird von Schafen beweidet. Die Hallig ist bei Sturm und Springtide 60 Mal im Jahr unter Wasser.

Vogel Heimat und Naturparadies

Eine spannende Einführung in die Inselwelt und das Watt bietet das Amsinck-Haus unmittelbar am Deich vor der Hamburger Hallig (siehe Schietwetter-Tipp). Dort kann man auch Fahrräder für den Besuch der Hallig für nur 1,50 Euro pro Tag mieten. Zwar lässt sich die Insel auch gegen eine Mautgebühr mit dem Auto befahren, doch das ungemein größere Naturerleben hat man auf dem Rad oder zu Fuß. Tausende von Brut- und Rastvögeln erheben sich immer wieder über den Wiesen und dem Wattenmeer – im Frühjahr sind bis zu 70 000 von ihnen gleichzeitig auf der Hallig. Sie ist ein Hotspot für Nonnengänse, aber auch Wanderfalken, Austernfischer und Knutts ziehen hier ihre Runden. Nach etwa zwei Kilometern erhebt sich eine Nabu-Vogelbeobachtungsstation, benannt nach Claus-Jürgen Reitmann, einem Hamburger, der sich sehr für den Naturschutz der Insel eingesetzt hat und inzwischen Ehrenobervogelwart ist. Ehrenamtliche erklären hier den Besuchern die Vogelwelt. Ziel der rund vier Kilometer langen Strecke ist jedoch der Hallig-Krog, ein hübsche reetgedeckte Gastwirtschaft, die sich auf Gerichte vom heimischen Salzwiesenlamm spezialisiert hat. Gäste kommen auch gern hierher, weil es hinter dem Krog eine schöne Badestelle gibt und bei klarem Wetter den wohl sensationellsten Blick auf die Halligwelt, den man sich vorstellen kann.

Anfahrt

Mit dem Auto: Die Anreise von Hamburg bis Husum erfolgt über die A 23 bis Heide und weiter auf der B 5 bis Husum (140 km) oder auf der A 7 Hamburg – Flensburg bis zur Autobahnabfahrt Schleswig / Schuby und dann über die B 201 nach Husum (29 km), weiter auf der Umgehungsstraße bis Hattstedt. Ortsausgang Hattstedt links Richtung Nordstrand über den Damm auf die Insel. Die Weiterfahrt zur Hamburger Hallig geht über den Damm wieder nach Hattstedt, dann auf der B5 über Bredstedt. Hinter Bredstedt links ab nach Bordelum /Dagebüll, durch das Dorf durch nach links Richtung Uphusum / Hamburger Hallig, quer durch den Sönke-Nissen-Koog zum Parkplatz vor dem Vogel-Schutzgebiet.

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Für Bahnreisende gibt es von Husum mehrmals pro Tag einen Bus nach Nordstrand. Der nächste Bahnhof zur Hamburger Hallig ist Bredstedt, das 6,5 km Luftlinie östlich der Hamburger Hallig liegt. Insgesamt dürfte die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmittel sehr mühsam sein.