Östlich von Rostock warten maritime Traditionen, Kunstkaten, einmalige Naturschauspiele und der älteste Leuchtturm auf dem Darß

Unter einem endlosen Himmel vereinigen sich weiße Strände und Steilküsten mit weiten Wiesenlandschaften und Wäldern zwischen der Ostsee und dem Bodden. Das Meer schillert von hellblau über türkis bis dunkelblau. Ein Naturparadies, das jährlich viele Besucher nach Fischland, Darß und Zingst lockt. Dabei behält jeder Teil der Region seinen eigenen Charme bei und besticht vor allem mit Maritimer Tradition, vielen Kulturangeboten und Erholung im Grünen. Das Ursprüngliche macht die 45 Kilometer lange Halbinsel zu einem lohnenswerten Ausflugsziel.

Maritime Tradition in Wustrow

Im Wustrower Hafen flattern die Segel im Wind. Die aufgetakelten Boote liegen an der Pier des kleinen Hafens, der rechts und links von einem Schilfgürtel eingerahmt ist. Touristen können hier einen Törn auf einem Zeesboot unternehmen und etwa eineinhalbstunden auf dem Saaler Bodden schippern. Fahrten mit Zeesbooten haben in dieser Region eine lange Tradition. Bereits im 18. Jahrhundert eroberte die Zeesenfischerei Pommern, und bis in die 1950er-Jahre wurden die Zeesboote auch in Mecklenburg für den Fischfang eingesetzt. Wegen ihres geringen Tiefgangs waren sie besonders geeignet für das Fischen in den flachen Küsten- und Boddengewässern. Die Fischer ließen das Boot quer zum Wind treiben und zogen ein breites Schleppnetz (Zeese), das an zwei Zeesbäumen vorn und hinten am Boot befestigt war, über den Grund. Seit Anfang der 1990er-Jahre werden die noch erhaltenen Zeesboote, inzwischen liebevoll von ihren Eignern restauriert, für touristische Aktivitäten genutzt. Besondere Höhepunkte für Skipper und Besatzung sind die Regatten, die jährlich in Wustrow, Althagen, Zingst und Bodstedt ausgetragen werden. Touristische Mitsegler brauchen keine seglerischen Kenntnisse, allein das Vergnügen zählt.

Künstlerkolonie in Ahrenshoop

Während Wustrow von seiner maritimen Vergangenheit geprägt wird, der Seenotstation von 1812 und der 1846 gegründeten Seefahrtsschule, der Seebrücke und den zahlreichen Kapitäns- und Schifferhäusern, zieht Ahrenshoop seit mehr als 100 Jahren Künstler und Kunstliebhaber in seinen Bann. Bereits 1892 gründeten Landschaftsmaler um Paul Müller-Kaempff (1861 – 1941) hier eine Künstlerkolonie. Am 11. Juli 1909 wurde der „Ahrenshooper Katen. Das Haus für heimische Kunst und Kunstgewerbe“, später nur noch „Kunstkaten“ genannt, als eigene Galerie eröffnet.

Wiek auf dem Darß

Auf dem Weg nach Prerow verlässt man die Region Fischland, dessen Kern ursprünglich wie auch der Darss und der Zingst eine Insel war. Erst seit zwischen dem 14. und 19. Jahrhundert die Flutrinnen geschlossen wurden, sind die drei Inseln dauerhaft mit dem Festland verbunden. Sie gehören heute zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft.

Wieck, ein kleines, ruhiges Fischer- und Schifferdorf, liegt auf der Südostseite des Darss, langgestreckt am Bodstedter Bodden. Im Nordwesten wird der Ort durch den Darsswald begrenzt. Im Osten und Norden ist der Blick frei über weite Weiden und Salzgraswiesen im Bereich des Prerow-Stroms, die zu Rad- und Wandertouren einladen.

In Darß steht der älteste Leuchtturm

Prerow, neben Wieck und Born der dritte Ort auf dem Dars, blickt auf eine mehr als 100-jährige Bädertradition zurück. Und hat sich zu einem modernen Seebad entwickelt. An seine Vergangenheit als Schifferdorf erinnern bunt bemalte Kapitänstüren, die auch heute noch hergestellt werden. Der Nordstrand, 15 Gehminuten durch den Wald von Prerow entfernt, wird von Jahr zu Jahr breiter, weil der Sand von der See angelagert wird. So ist das Wasser recht flach und besonders für kleine Kinder zum Baden geeignet. Rauer ist der Strand an der Westküste der Halbinsel. Davon zeugen sogenannte Windflüchter, Bäume, die vom Wind gen Osten gebeugt sind. An der Nordspitze des Darss, etwa 15 Gehminuten von Prerow entfernt, liegt der Darsser Ort. Hier ist der älteste in Betrieb befindliche Leuchtturm entlang der deutschen Ostseeküste zu besichtigen. Er wurde 1848 fertiggestellt und ist 35 Meter hoch. Sein Feuer in 32 Meter Höhe scheint 17 Seemeilen weit. Besteigen können ihn die Besucher des Museums Natureum.

Kultur und Entspannung in Zingst

Zingst ist die östlichste Gemeinde der Halbinsel und hat sich – ähnlich wie Prerow – zu einem modernen Ostseeheilbad entwickelt. Auch hier konzentrieren sich viele Hotels mit Wellness-Anlagen, Pensionen und Ferienhäuser. Die Entwicklung von den Ursprüngen zeigt das Heimatmuseum Zingst. Es ist in einem 1867 erbauten Kapitänshaus beherbergt, das heute unter Denkmalschutz steht. Eine Dauerausstellung ist der Heimatdichterin Martha Müller-Grählert (1876 – 1939) gewidmet, die ihre Kinder- und Jugendjahre in Zingst verbrachte und den Text zu dem in ganz Norddeutschland bekannten Lied „Wo de Ostseewellen trekken an den Strand“ geschrieben hat. Auf dem Zingster Friedhof befindet sich ihr Grab mit der Inschrift „Hier is mine Heimat – hier bün ick to Hus“. Wer gern mal shoppen geht, schlendert über die Flaniermeile zwischen Seebrücke und Hafen. Ein weiterer Tipp ist das nahegelegene Pramort, dort bietet sich im Frühjahr und im Herbst ein besonderes Schauspiel, wenn Tausende von Kranichen auf ihrem Weg Rast machen.

Wissenswertes

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Von Hamburg-Hbf. geht es mit dem RE oder IC über Rostock nach Ribnitz-Damgarten, weiter mit dem Bus, zum Beispiel Abfahrt in Hamburg um 7.44 Uhr, Ankunft in Wieck um 13.05 Uhr.

Mit dem Auto: Über die A 1 und A 20 bis zum Kreuz Rostock, dort auf die A 19 bis zur Abfahrt Rostock-Ost. Weiter auf der B 105 in Richtung Stralsund und dann nach links abbiegen auf die Bäderstraße L 21.

Weitere Informationen: Tourismusverband Fischland-Darß-Zingst e. V., Barther Straße 31, 18314 Löbnitz, Tel. 038324/64 00; www.fischland-darss-zingst.de