Das Schöne ist, dass bei aller um sich greifenden Skepsis das Kommerzprodukt „Fußball“ betreffend das Grundgefühl bleibt. Ein Gefühl, das man nicht anders als mit den Begriffen Liebe und Faszination beschreiben kann. Wenn eine Fußball-Weltmeisterschaft ansteht, steigen die ohnehin hohen Aufmerksamkeitswerte für den populärsten Sport der Welt. Am allerwichtigsten sind, neben den Spielen selbst natürlich, für manch einen die Sammelbilder von Panini und anderen Anbietern. Andere Fußballfreunde wiederum lesen auch gerne über Fußball. Da ist es praktisch, dass im Vorfeld von großen Turnieren Fußballbücher im Dutzend erscheinen.

Der Fußball ist außerdem in der Lage, eine Ausstellung vorzüglich zu bestücken. Davon zeugt die Schau „Ballverliebt“, die derzeit in der Handelskammer zu sehen ist. Sie ist ein Paradebeispiel für die ungebrochene Begeisterung, die dem Fußball entgegenschlägt, wenn er ganz einfach und unkompliziert ist, also nicht belastet von Korruption und Geldspirale. Im konkreten Falle der Fotoaufnahmen, die bis zum 10. August in der Handelskammer zu sehen sind, heißt das: Amateurfußball vom Feinsten, Bolzplätze, miserable Rasenverhältnisse, unmögliche Sportkleidung, aber die schiere Lust am Kicken ohne Können. Oder sagen wir: fast ohne Können.

Zusammengetragen wurden die (oft sehr) historischen Aufnahmen von Jochen Raiß, der die alten, schwarzweißen Fotos oft auf Flohmärkten entdeckt. Da wäre man nicht unbedingt drauf gekommen, dass Menschen versuchen, uralte Fußballschnappschüsse aus der inoffiziellen Laienliga zu Markte zu tragen, aber warum eigentlich? Sammler wie Raiß, der aus seiner Leidenschaft gemeinsam mit dem Autor Jochen Schmidt das wie die Schau betitelte Buch „Ballverliebt“ gemacht hat, sind das schlagende Beispiel für die Liebhaberei, die man dem Thema entgegenbringen kann.

Das eine sind die Fotos von frühen Bolzplätzen, das andere die der Bälle. Auch Jens Heilmann hat sich nämlich zuletzt als Fußballsammler betätigt, und das durchaus ein bisschen wörtlicher als Kollege Raiß. Heilmann reiste drei Jahre durch die Welt, um die bei den Fußballweltmeisterschaften seit 1930 gespielten Originalbälle aufzuspüren. Mitgebracht hat er die bei Sammlern, Schiedsrichtern und Museen aufgespürten Bälle zwar nicht, aber er hat sie identisch fotografiert. Früher sahen sie aus nach Leder, irgendwann stand dann immer Adidas drauf.

„Ballverliebt“ bis 10.8., Handelskammer, Albert-Schäfer-Saal, Adolphs­platz 1, montags bis donnerstags 9 bis 17 Uhr, freitags 9 bis 16 Uhr, Eintritt frei