100 Euro für eine Band, die im schlechtesten Fall mehr als 100 Meter entfernt als Ameisenparty auf der Bühne der Bahrenfelder Trabrennbahn kaum zu sehen ist? Wer macht denn so was? Wohl jeder, der die beste Liveband unserer Zeit erleben möchte: Die Foo Fighters. Klar, auch Metallica, Muse, Rammstein oder die Stones stehen für großes Rockspektakel, aber niemand versprüht so ungehemmte Freude, Lebenslust und pure Energie wie Dave Grohl, Nate Mendel, Taylor Hawkins und Chris Shiflett.

Auch wenn die beiden letzten Alben „Sonic Highways“ (2014) und „Concrete And Gold“ (2017) keine Millionenseller mehr waren – live haben sich die Foo Fighters seit 1994 kontinuierlich gesteigert, dabei begannen sie bereits auf einem hohen Niveau. Wer dabei war, denkt immer noch gern an den letzten Besuch der Footos im Juni 2015 in der Barclaycard Arena zurück. „Wir spielen keine Zugaben, wir spielen einfach immer weiter“, rief Grohl in den tobenden Saal, und wie ernst er das meinte, hörte man gleich bei Konzert­beginn: Die drei populärsten Hits „Everlong“, „Monkey Wrench“ und „Learn To Fly“ eröffneten den fast drei Stunden langen Abend, als würden sie die Setlist aus Versehen von hinten spielen. Und doch wurde es anschließend keine Minute langweilig, weder beim Akustik-Intermezzo in der Hallenmitte noch bei Songzitaten von Ozzy Osbourne über Queen, Faces, AC/DC bis zu Sex Pistols. 26 Songs, „Aurora“ und „Best Of You“ als Finale – unfassbarer Abend.

Auch ein Beinbruch konnte Dave Grohl nicht lange von der Bühne zwingen

Eine Woche später stürzte Grohl im Göteburger Ullevi-Stadion vom Bühnenrand, brach sich ein Bein (!) und spielte nach einer kurzen Bandagierung im Sitzen und Stehend auf Krücken weiter. Die Bühne würde er erst auf ärztliche Anweisung hin verlassen, rief er. Tatsächlich sagten die Foo Fighters anschließend einige Konzerte ab, aber sobald Grohl operiert und auf einem Thron sitzend spielen konnte, ging es weiter. Und vor wenigen Tagen versagte bei „Rock am Ring“ seine Stimme, trotzdem schrie Grohl, bis wirklich nichts mehr ging und Publikum und Taylor Hawkins einsprangen.

Wie kann der vielleicht beste Schlagzeuger der Welt, der in seiner Band nicht trommelt, so für seine Sache brennen? Schon als Drittel von Nirvana hatte er mehr als genug Musikgeschichte geschrieben, und als er nach dem Selbstmord von Kurt Cobain das musikalische Erbe von Nirvana in die Foo Fighters übertrug, war Pietätlosigkeit noch die harmloseste Form von Kritik. Aber diese Wellen haben die Foo Fighters ebenso abgeritten wie kreative und gesundheitliche Krisen und Umbesetzungen.

Foo Fighters: Wie kommt man hin – und wie wieder weg?

Jetzt brauchen sie große Dimensionen. Die Show der Foo Fighters am 10. Juni in Hamburg ist das erste Konzert auf der Trabrennbahn seit Robbie Williams 2006, für das nicht nur der Westbogen, sondern das komplette Gelände genutzt wird. 60.000 werden dort bei den Seattle-Rockern (und bei Ed Sheeran am 25. Juli) Platz finden. Und das Geläuf ist auch kein Neuland für die Foo Fighters: 2000 spielten sie dort beim „Terremoto“-Festival.

Foo Fighters, The Kills, Wolf Alice So 10.6., 17.30 Uhr, Trabrennbahn Bahrenfeld, Luruper Chaussee 30, Karten zu 101,15 Euro im Vorverkauf