Das Weiße Haus ist in Aufruhr. Der US-Präsident liegt mit der FBI-Führung im Clinch. Die Presse deckt Skandale und Intrigen auf. Whistleblower packen aus, Machtkämpfe und Misstrauen in allen Ecken. Das sind die Zutaten für den Polit-thriller „The Secret Man“. Doch jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig. Vorlage ist nicht etwa die Trump-Präsidentschaft im Jahr 2017.

Liam Neeson spielt in „The Secret Man“ den Whistleblower „Deep Throat“. Der englische Originaltitel des Films „Mark Felt: The Man Who Brought Down the White House“ – der Mann, der das Weiße Haus zu Fall brachte – beschreibt es treffender. Es geht um den legendären Informanten, der als Schlüsselfigur im Watergate-Skandal letztlich 1974 den Anstoß für den Rücktritt von Präsident Richard Nixon gab.

Die Enthüllungen durch „Deep ­Throat“ (der Name war einem Pornostreifen entliehen) waren schon einmal Hollywood-Stoff. Für das Politdrama „Die Unbestechlichen“ holte Regisseur Alan J. Pakula 1976 Dustin Hoffman und Robert Redford als die „Washington Post“-Reporter Carl Bernstein und Robert Woodward vor die Kamera, die den Watergate-Skandal mithilfe der heimlich zugespielten Informationen aufdecken.

Damals ging es um die Spürarbeit der Presse, jetzt steht Mark Felt im Mittelpunkt, jener mysteriöse Mann, der sich erst nach Jahrzehnten outete, als er 2005 in der Zeitschrift „Vanity Fair“ seine Identität preisgab. Mit 95 Jahren war der frühere FBI-Vizechef 2008 gestorben. Seine Memoiren sind die Vorlage für den Film.

Neeson, der es zuletzt in Action­filmen wie „96 Hours – Taken 3“ krachen ließ, ist endlich wieder in einer stillen, aber starken Charakterrolle zu sehen. Mit scharf geschnittenen Gesichtszügen, eisgrauen Haaren und einem unerbittlichen Blick verkörpert er den ehemaligen FBI-Vizechef alias „Deep Throat“, der mehr als 30 Jahre treu der amerikanischen Bundespolizei diente.

Was machte den loyalen Beamten zum Informanten?

1972 hatten Einbrecher im Wahlkampf-Hauptquartier der Demokraten im Watergate-Hotel Abhöranlagen installiert. Das Weiße Haus stritt zunächst jede Kenntnis ab, doch brachte die Presse immer neue schmutzige Tricks ans Licht, die im Weißen Haus und wohl mit Wissen Nixons ausgeheckt worden waren. Was machte den loyalen Beamten zum Informanten, der bei heimlichen Treffen in einer Tiefgarage Top-Geheimnisse an die Journalisten weitergab? Dieser Frage geht Regisseur Peter Landesman mit Spannung und einem entlarvenden Blick auf die Washingtoner Machtverhältnisse und Bürokratie der 1970er-Jahre nach.

In einer düsteren Film-Noir-Atmosphäre folgt Landesman seinem Hauptdarsteller durch graue FBI-Flure, in dunkle Tiefgaragen, einsame Telefonzellen und in billige Diner, in denen er seine Geheimnisse preisgibt. Diane Lane spielt Felts frustrierte Ehefrau Audrey, stets mit Zigarette und einem Drink in der Hand.

„The Secret Man“ ist spannend inszeniert, aber man muss genau hinschauen, um den Intrigen und Wendungen der Watergate-Ermittlungen zu folgen. Liam Neeson ist es zu verdanken, dass der komplexe und undurchsichtige Mark Felt als Schlüsselfigur einer der größten politischen Skandale Washingtons lebendig wird. Das Timing für diesen Politthriller könnte nicht besser sein.

„The Secret Man“ USA 2017, 120 Minúten, ohne Altersbeschränkung, Regie: Peter Landesman, Darsteller: Liam Neeson, Diane Lane, Michael C. Hall, täglich im UCI Mundsburg/Othmarschen/ Wandsbek