Die vietnamesische Küche gilt als eine der besten der Welt. Viele Lokale bemühen sich, sie in einer sehr westliche Anmutung zu präsentieren, andere verlegen sich auf die beliebte Streetkitchen-Tradition.

Das Garduong in Hoheluft-West ist hier eine rühmliche Ausnahme. Ambitionierte, raffinierte Küche in einem Ambiente, das sich erfrischend unangestrengt um die Authentizität eines traditionellen Teehauses bemüht. An einer geräumigen Außengastronomie vorbei geht es in diesen Tempel der Kochkunst. Im Eingang wacht ein buddhistischer Altar, und schon jetzt fallen die vielen schönen Holzlampions an der Decke auf. Sehr typisch für Vietnam, wenn man etwa an die Hafenstadt Hoi An denkt, die Stadt der Lampions.

Innen ist alles harmonisch mit Tischen und Stühlen aus edlen dunklen Holztönen gestaltet, dennoch sehr warm und durchaus bequem. Die Wände sind mit Moos und Farn dekoriert. Die Kellner tragen Livree und zeigen akkurate Aufmerksamkeit, ohne aufdringlich zu wirken.

Als Vorspeise eignet sich an diesem Mittag außer Sommer- oder Herbstrollen natürlich eine Kokossuppe (4,90 Euro). Sie kommt in der richtigen Konsistenz als Kokoscreme-Suppe mit Hokkaido-Kürbis, Süßkartoffel, Zitronengras, Paprika und Champignons daher und enthält delikate Kräuter wie Koriander und Basilikum im richtigen Maß ebenso wie die richtige Schärfe. Nun ist der Appetit angeregt. Zeit für eine Spezialität des Hauses, den „Golden Dragon“ (Goldener Drache, 13,90 Euro). Gereicht wird ein gegrillter Großgarnelenspieß in aromatischem Lauchpesto an sautiertem bunten Gemüse sowie Süßkartoffelstäbchen samt Dip.

Das ist einerseits typisch vietnamesisch, aber zugleich moderne Weltbürgerküche. Der Spieß ist wunderbar mariniert in einer sämigen Sesamsoße. Das Gemüse besticht schon allein durch seine Auswahl: Bohnen, Pilze und hocharomatische Esskastanien. Dazu schmeckt wie immer am besten ein original Saigon-Bier, das die südvietnamesische Hitze in sich trägt. Auch das Essen kommt auf Holzplatten und in Holzschalen daher. Wer die Essstäbchen lieber meidet, isst mit Besteck in angesagter Goldfarbe. Stunden kann man hier zubringen in einem der beiden großzügigen Gasträume, die das Rustikale, auch Minimalistische mit dem Feinen, Zarten verbinden. Da darf am Schluss ein typisches Dessert nicht fehlen: ein wenig Grüntee-Eis und schwarzes Sesam-Eis, das wie Schokolade schmeckt – nur viel besser.

Für einen der legendären Schnäpse ist es zu früh am Tag. Vielleicht ja beim nächsten Mal. Und ein nächstes Mal wird es sicher geben.

Garduong Eppendorfer Weg 200, freitags und sonnabends 12 bis 23 Uhr, sonntags bis donnerstags 11.30 bis 22.30 Uhr, T. 53 26 35 35