Es gab Zeiten, da bestimmten Schwänke und Bauernkomödien den Spielplan von Volkstheatern – das Ohnsorg war im Norden das bekannteste Beispiel. Dass diese an der niederdeutschen Bühne großteils der Vergangenheit angehören, liegt – Überraschung – mit an einem Österreicher. Stefan Vögel hat auch ans alte Ohnsorg „sehr gute Erinnerungen“, denn schon 2002 wurde an den Großen Bleichen mit „Een gode Partie“ erstmals ein Stück des Theaterautors und Kabarettisten aufgeführt. Damals glänzten der 2010 gestorbene Komödiant Jens Scheiblich (als streitlustiger Witwer) und Heidi Mahler (als Haushälterin).

An diesem Sonntag, 26. Februar, kommt nach „Allens för Mama“ (2013) bereits zum sechsten Mal ein Stück Vögels op Platt am Ohnsorg heraus: „Fründschaftsspill“ erlebt am Heidi-Kabel-Platz sogar seine Uraufführung. „Für einen Vorarlberger, der leidlich Hochdeutsch spricht, ist das witzig“, sagt Vögel. Er hat das „Freundschaftsspiel“ schon vor „zwei bis drei Jahren geschrieben“ – so genau weiß es der heute 47-Jährige gar nicht mehr. Im Laufe von mehr als zwei Jahrzehnten Autorentätigkeit hat Vögel bisher fast 30 Stücke verfasst; an deutschsprachigen Bühnen ist er längst einer der gefragtesten Komödienschreiber: Allein „Eine gute Partie“ wurde am Berliner Theater am Kurfürstendamm und auf Tournee mehr als 400-mal gespielt; seine 2013 auch im Winterhuder Fährhaus zu erlebende Multikulti-Studenten-WG-Komödie „Achtung Deutsch“ warf neue Seiten auf das Boulevard-Genre und gewann im Jahr darauf als Inszenierung des Bonner Contra Kreis Theaters bei den Privattheatertagen in Hamburg den Monica-Bleibtreu-Preis.

Spielte der in einem kleinen Dorf im Vorarlberg aufgewachsene Vögel – seine Eltern betrieben im westlichen Bundesland Österreichs einen Gasthof – in „Achtung Deutsch“ gekonnt mit Klischees und nationalen Vorurteilen, hat er sich im „Fründschaftsspill“ eines anderen Themas angenommen: „Wie viel hält eine Freundschaft aus?“, fragt Vögel, „und was machen wir dafür mit?“ Wie der Titel erahnen lässt, geht es auch um Fußball, zumindest am Rand. Die drei Kumpels und Fans Leon (ein Architekt), Bernd (Angestellter der Stadtwerke) und Robbi (Hauptschullehrer) treffen sich seit zwei Jahrzehnten regelmäßig und streiten gern über ihre Lieblingsclubs. Weil es bei Leon und Ehefrau Romy jedoch nicht mit dem Nachwuchs klappen will, rät Bernds Frau Babs ihrer Freundin Romy zur künstlichen Befruchtung – nicht ahnend, dass für derlei Freistöße ausgerechnet das Weichei Bernd ins Spiel kommt. Aller Freundschaft wird mit den sich daraus ergebenden Komplikationen auf eine harte Probe gestellt

„Lügen, Betrug und Beziehungen eignen sich gut für Komödien“, spricht Vögel aus Erfahrung. „Das Wichtigste ist, man hat einen guten Plot und Charaktere, die sich daraus entwickeln. Dann freuen sich die Zuschauer.“ Der von mancher Seite ­geäußerte und auch geschriebene Vorwurf, bei ihm sei „alles sehr auf Pointe getrimmt“, ist für den Autor keiner. Im Gegenteil: Er versucht immer, starke Dialoge zu entwickeln. Wenn sich Zuschauer darin zumindest teilweise wiederfunden – umso besser.

Mit Adelheid Müther inszeniert das „Fründschaftsspiel“ eine Frau, die 2010 schon Vögels Generationenkomödie „De Arme Ridder“ mit Wilfried Dziallas am Ohnsorg zur Uraufführung brachte. Vögel selbst wird am Sonntag auch dabei sein. Wie Rudi im Stück ist der in Liechtenstein und Barcelona lebende Vater dreier Kinder übrigens HSV-Fan – Vögel wurde es Ende der 70er, als noch „Mighty Mouse“ Kevin Keegan in Hamburg stürmte. Um den Klassenverbleib des HSV hat Vögel schon kurz nach dem Schreiben des Stücks gezittert, denn ein Satz in Heino Buerhoops plattdeutscher Fassung lautet: „Op de Fründschaft! Se schall so lang överleven as de HSV in der Bundesliga.“

„Fründschaftsspill“ Uraufführung/Premiere So 26.2., 19.30 Uhr, bis 8.4., Ohnsorg-Theater, Heidi-Kabel-Platz 1, Karten zu 18 bis 31,50 Euro unter T. 35 08 03 21