Einmal im Jahr ungefähr gönnt sich Larry Lazarus in seiner Galerie, die er neben dem Ausdrucken analoger Fotografien auf gutem Barytpapier betreibt, eine Ausstellung historischer Fotografie. Keinen Cent verdient er dabei, denn solche Vintage Prints aus dem Besitz eines Privatsammlers sind meist unverkäuflich. So ist es auch mit Paul Wolff, einem wirklichen Pionier der Leica-Kleinbild-Fotografie, dessen Schwarz-Weiß-Fotos er bis zum 11. Februar ausstellt.

Die Erfindung der Kleinbildkamera, schrieb Paul Wolff in einem seiner lehrreichen Bücher, verkörpere die Möglichkeit, „auf völlig neuen Voraussetzungen aufzubauen, um mit ihnen eine völlige Wandlung des fotographischen Schaffens herbeizuführen.“ Dieser Idee hatte er sich verschrieben, „und nicht einem System, noch einem Kamerafabrikat.“ Die Leica kam 1924 auf den Markt, und schon 1932 hatte Wolff eine Methode entwickelt, um das bis dahin unvermeidliche „grobe Korn“ aus deren Kleinbildaufnahmen zu tilgen.

Was sein Oeuvre für eine ungeheure Qualität hatte, beweist auch ein historisches Buch, das in der Galerie zur Ansicht ausliegt. Die kleine Ausstellung deckt dagegen ein schmaleres Spektrum ab, eine „Männerausstellung“ nennt sie Larry Lazarus. Und das stimmt, denn Wolffs Fotos zeigen meistens Männer bei der Arbeit, beim Gerüst-Zusammenschrauben hoch über der Frankfurter Skyline, oder in den Hallen von Mannesmann. Einem anderen einzelnen Bild hat er etwas Himmelsstürmerisches gelassen: Es ist das Stahlgerüst eines Zeppelins, das er von unten so fotografierte, dass die gewaltige Konstruktion den Bildraum füllt und nur ganz klein ein Mensch darin zu sehen ist.

Eine interessante Serie hat Wolff 1941 in einem Verlag gemacht: Sie zeigt Offset-Drucker, einen Repro-Fotografen oder einen Farbätzer mit Lupe beim Arbeiten, aber vor allem haben es Wolff die großen Maschinen aus blankem Metall angetan, deren Monumentalität und ästhetischen Reiz er durch verwegene Perspektiven unterstrich.

Die das Raumlicht matt einfangende Maschine im Zentrum, der Mensch meist an den Rand gedrängt – irgendwie sind diese Fotos auch prophetisch. Und manche Industrieaufnahmen aus den 1930er Jahren sind schon extrem abstrakt. Jedes seiner Bilder hat viele Zwischentöne, Wolff spielt mit Licht und Schatten, zaubert manchmal sogar Spitzlichter in die Aufnahmen und holt eine Tiefe heraus, die bis dahin niemand mit einer Kleinbildkamera hinbekam. Niemand außer ihm.

Paul Wolff-Ausstellung Larry Lazarus Gallery, Wexstraße 42, montags bis freitags 11 bis 18.30 Uhr, onnabends bis 15.30 Uhr; die Ausstellung läuft bis zum 11.2., Eintritt frei