Auch Satiriker können studiert haben – vor allem das Leben. Sebastian Schnoy hat einst Geschichte an der Uni Hamburg studiert und gilt inzwischen als der History-Spötter hierzulande und ist längst auch als unterhaltsamer Autor erfolgreich. Ob Wurstcroissant das Einzige sei, was Deutschland und Frankreich verbinde, fragte Schnoy etwa in seinem dritten Besteller „Smørrebrød in Napoli“, mit dem er sein Programm „London, Paris, Hongkong – Hauptsache Europa“ zu einem Buch weiterverwurstet hatte.

Nachdem sich der Kabarettist in „Von Stauffenberg zu Guttenberg“ zuletzt den Adel vorgeknöpft hatte, sagt sich Schnoy jetzt: „Konsumier – so ich dir!“ In seinem neuen Programm „Vom Krösus lernen, wie man den Goldesel melkt“ geht Schnoy historisch fundiert der fast schon irren Jagd nach dem Geld nach – politisch durchaus unkorrekt. Als Grundlage seiner Bühnenshow, mit der er an diesem Mittwoch und Donnerstag in Alma Hoppes Lustspielhaus Doppelpremiere hat, dient ihm sein gleichnamiges Buch. Es ist im Herbst im Pieper-Verlag erschienen.

Die Geldkrake, von Schnoy auch „Geldmonster“ genannt, sei vor 2400 Jahren erfunden worden, meint er. Es habe inzwischen immer weitere Bereiche unseres Lebens erobert. „Warum denken die Deutschen öfter ans Geld als an die Liebe?“, fragt er. Ausgehend von einem früheren Nachbarn mit Migrationshintergrund – Schnoy nennt ihn „Dimtri“ – schildert der Autor ironisch, wie solche Familien der Volkswirtschaft schaden, indem sie sich intern helfen, anstatt teure Handwerker oder Mechaniker sowie private Erzieherinnen zu beauftragen. „Warum fragen wir uns nach dem Preis von Dingen, die eigentlich umsonst sind?“, wundert sich Schnoy. „Geld ist mir nicht wichtig“, zitiert er Nicolas Berggruen-- den vermeintlichen Karstadt-Retter und Milliardär.

Aber auch zu aktuellen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen in Europa und Nordamerika hat sich der mit einer Französin verheirate Hamburger Künstler über das Buch hinaus aktuelle Gedanken gemacht – TTIP und jüngste Äußerungen des designierten US-Präsidenten Trump schwingen mit. „Als Kabarettist muss ich auf der Bühne ja auch Position beziehen“, sagt Schnoy. „Wer hätte etwa vor zehn Jahren gedacht, dass die Schlagbäume wieder runtergehen und uns neuer Protektionismus droht?“

Der umtriebige Kabarettist, auch Moderator und Initiator des Hamburger Comedy-Pokals, wechselt inzwischen gern und regelmäßig zwischen Bühne und Schreibtisch. Doch wie soll es international weitergehen? Wie kann sich der Einzelne aus den Klauen des „Geldmonsters“ befreien?

Revolution? „Die findet direkt im Anschluss an die Vorstellung statt“, empfiehlt Schnoy dafür bequeme Kleidung. Bevor die Revolution ausgerechnet in Eppendorf ausbricht, gibt es wohl eher eine kleine Versammlung im Foyer des Lustspielhauses – mit Schnoy hinterm Büchertisch.

„Vom Krösus lernen, wie man den Goldesel melkt“ Premiere Mi 18./Do 19.1., jeweils 20 Uhr, Lustspielhaus , Ludolfstraße 53, Karten zu 10 Euro (ermäßigt) bis 25 Euro unter T. 55 56 55 56 und an der Abendkasse