Zwei Gitarristen waren in den 1960er-Jahren nichts Ungewöhnliches für eine Rockband. Einer spielte meistens die Leadgitarre und glänzte mit solistischen Einlagen, der andere war Teil der Rhythmusgruppe und sorgte für den richtigen Beat. Als Wishbone Ash Ende der 1960er-Jahre die britische Musikszene betrat, erweiterte das Quartett den damals gängigen Sound um eine weitere Leadgitarre.

Ted Turner und Andy Powell hießen die beiden Solisten, die gemeinsam eng verzahnte Chorusse spielten und sich spannende Duelle auf ihren „Äxten“ lieferten. Die Band aus London avancierte zu einer der angesagtesten und beliebtesten Newcomer-Bands. Und sie tourt immer noch: Am Donnerstag, 12. Januar, spielt die Gruppe in der Fabrik.

Die ersten drei Alben „Wishbone Ash“, „Pilgrimage“ und „Argus“ sind mit ihrem ausgeklügelten Klangmix und den kernigen Improvisationen bis heute Meilensteine des Gitarrenrock. „Argus“ wurde 1972 von diversen Magazinen in Großbritannien zum Album des Jahres gewählt. Außer den beiden Gitarristen gehörten Martin Turner (Bass, Gesang) und Steve Upton (Schlagzeug) zu der Combo. Doch schon 1974, auf der Höhe des Ruhms, verließ Ted Turner Wishbone Ash und ging nach Peru. Das war der Beginn unzähliger Umbesetzungen des Quartetts. 1988 kam es zu einer Reunion der ursprünglichen Bandmitglieder, doch auch diese Phase dauerte nur vier Jahre. Der einzige Musiker, der ununterbrochen zu Wishbone Ash gehörte, ist Andy Powell. Martin Turner tourt inzwischen mit seiner Band Martin Turner’s Wish­bone Ash durch Europa. Das Original nimmt aber Powell für sich in Anspruch.

Mit dem finnischen Gitarristen Muddy Manninen fand er 2004 einen erstklassig passenden Instrumentalisten und Songschreiber. Bassist Bob Skeat kam 1997 in die Formation, Schlagzeuger Joe Crabtree ist seit 2007 dabei und das jüngste Mitglied der Classic-Rock-Band. Auch wenn sich eine Reihe von Musikern bei Wishbone Ash die Klinke in die Hand gegeben hat, änderte sich der Sound der Band über die Jahrzehnte nicht wesentlich. Die Gitarren dominieren den Stil, zuweilen werden auch akustische Sechs-Saiter benutzt, die den Klang dann etwas folkiger werden lassen. Blues und jazzige Improvisationen bilden eine wichtige Basis, doch die vier Musiker können auch in Sekundenschnelle auf harten Rock, melodische Pop-Nummern oder gradlinigen Rock ’n’ Roll umschalten.

Seit das Debütalbum 1970 erschien, hat Wishbone Ash kontinuierlich neue Platten veröffentlicht. Zuletzt kam 2014 „Blue Horizon“ heraus, das eine Reihe positiver Besprechungen in der Fachpresse bekam. Wenn Wishbone Ash auf Tour geht, spult die Band nicht nur ein Best-of-Programm ihrer frühen Nummern ab, sondern integriert in ihre Setlisten neue Songs wie „Deep Blues“, „Take It Back“ oder „Way Down South“. An vielen ihrer alten Stücke, gerade vom Erfolgsalbum „Argus“, kommen die Musiker natürlich nicht vorbei, weil ihre Fans nicht müde werden, die Klassiker zu fordern. Zuletzt hatten sie „Phoenix“ vom Debüt, „Jail Bait“ von „Pilgrimage“ und drei Songs von „Argus“ im Repertoire – allesamt glänzende Vorlagen für Luftgitarristen.

Wishbone Ash Do 12.1., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36, Karten: 35 Euro an der Abendkasse