Die Traumfabrik Hollywood ist randvoll von Geschichten von hochfliegenden Plänen, von denen nicht wenige auf dem heißen Asphalt Kaliforniens zerschellen. Gerade frisch mit sieben Golden Globes dekoriert und für etliche weitere Preise nominiert, kommt das schönste Musical des Jahres, das von ebendiesen Träumen in einer bittersüßen Romanze erzählt, in die deutschen Kinos.

„La La Land“ erinnert an die Zeit, als Gene Kelly sich zu schmissiger Gershwin-Musik durch eher nebensächliche Komödienhandlungen steppte. Er erinnert gleichermaßen an vergleichbare Klassiker des Genres des französischen Nouvelle-Vague-Regisseurs Jacques Demy. Das Traumpaar in „La La Land“, Schauspielanwärterin Mia (Emma Stone) und Jazz-Pianist Sebastian (Ryan Gosling), begegnet sich unglamourös in der Hitze eines Autobahnstaus vor Los Angeles. Er hört in seinem Cabrio Oldschool-Jazz, sie lernt für ein weiteres, demütigend ablaufendes Casting.

Es dauert, bis sie sich am Pool einer Hollywood-Party wiedertreffen werden – er als Teil einer schlimmen 80er-Jahre-Coverband, sie als hoffnungsfrohe Serien-Anwärterin. Dabei will sie im Grunde ihres Herzens eigene Theaterstücke inszenieren. Doch so lange muss sie jene, die es bereits geschafft haben, in einem Café bedienen und ein Zimmer samt ­Ingrid-Bergman-Poster in einem Apartment mit anderen Glückssucherinnen teilen. Sebastian plant den eigenen traditionellen Jazz-Club.

Als die beiden im Dämmerlicht der Laternen über den Hügeln von Hollywood einen ersten Tanz hinlegen, ist klar, dass sie etwas Entscheidendes verbindet: Sie sind verliebt bis zur Blindheit in den eigenen Traum.

Die Musik hat es dem Regisseur seit jeher angetan. Der 31-jährige Damien Chazelle ist selbst Hobby-Jazzer, der bereits mit seinem Debüt „Whiplash!“ für Aufsehen sorgte. Anders als der Vorgänger gibt sich „La La Land“ unverhohlen nostalgisch und scheut den Zuckerguss nicht. Es sind die melancholischen Töne, die ihn über einen reinen Unterhaltungsfilm mit Romantikeinlage hinausheben.

Emma Stone gibt bezaubernd das liebenswert verpeilte Mädchen, das beim Casting kaum einen Satz vollenden darf. Ryan Gosling überzeugt als verträumter Jazz-Bohemien, der einen Job in einer Bar verliert, weil er statt der immer gleichen Weihnachtslieder lieber Eigenkompositionen spielt. Natürlich finden sie sich früher oder später. Eine Zeit lang leben sie auch sehr überzeugend von Luft und Liebe in seinem kargen Apartment – ohne Pool. Und versuchen den anderen in der Spur seines Traumes zu halten. Der jedoch hat seinen Preis, und an der Stelle trübt sich die federnde Beschwingtheit durchaus ein.

Kinogänger seien gewarnt, „La La Land“ ist ein prachtvoll eingefärbtes, gleichwohl durchaus ambivalentes Musical, das von der Unausweichlichkeit von Entscheidungen erzählt. Dass die beiden Hauptdarsteller es weder in Tanz noch Gesang mit Fred Astair und Ginger Rogers aufnehmen könnten, stört dabei nicht weiter.

Der Ausflug ins „La La Land“ garantiert nicht ganz schmerzfreie Unterhaltung, in die es sich ganz wunderbar wegdriften lässt.

„La La Land“ USA 2016, 128 Minuten, ohne Altersbeschränkung, Regie: Damien Chazelle, Darsteller: Ryan Gosling, Emma Stone, J. K. Simmons, John Legend, täglich im Abaton, Blankeneser, Cinemaxx Dammtor, Holi, Koralle, Passage Savoy (OF), UCI Mundsburg, Zeise