Es gibt Alben, die knistern und lodern und wärmen und lassen das Herz glimmen wie eine soeben angesteckte Zigarette. Etwas Lässiges liegt in der Luft. Eine Ahnung, dass sich das Leben doch zwischen zwei Drinks am Tresen regeln lässt. Oder bei Rotwein in durchfabulierten Nächten. „Here’s To Them All“ von Veranda Music ist solch eine Platte. 1999 veröffentlicht, lieferte die Hamburger Band mit Songs wie „I’ve Got A Call“ oder ­„Death By Water“ im ausgehenden Jahrtausend den Soundtrack für Großstadtcowgirls und Flaneure, für raue Schalen und weiche Herzen, für Sehnsüchtige und Gestrandete. Die Kombination aus Country, Blues, Americana und Folk ließ die Coolness in die WG-Küche einziehen. Und gute Kneipen wirkten noch abgehangener, waren noch mehr Zuhause.

Sänger und Gitarrist Nicolai von Schweder-Schreiner erzählte mit stets leicht trunken klingender Stimme seine dunklen Abenteuer. Zur Urbesetzung gehörten zudem Bassist Lars Precht, der später auch bei Blumfeld spielte, und Schlagzeuger Christoph Kähler, von dem noch die Rede sein wird.

Dass es nach bisher vier Alben ruhiger geworden ist um die Band, hat weniger mit der musikalischen Güte, vielmehr mit sonstigen beruflichen Aufgaben zu tun. Nicolai von Schweder-Schreiner etwa arbeitet als Übersetzer für portugiesisch- und englischsprachige Literatur, hat bereits Werke von José Saramago und Douglas Coupland ins Deutsche gebracht. Seine Band allerdings, die existiert nach wie vor. Und sie kommt nun zum nostalgischen Stelldichein im Knust zusammen, um die Volljährigkeit ihres Debüts zu feiern. Zudem gibt es deutschsprachige Stücke vom nächsten Album, das derzeit in der Mache ist. Ein Konzert, das ein Klassentreffen der Hamburger Musikszene der 1990er-Jahre werden dürfte. Manche machen immer noch Musik, andere arbeiten anderswo, einige schauen bereits aus dem Jenseits zu.

Auf der Bühne, da wird die Band jedoch nicht allein stehen. Neben Pola Lia Schulten vom Hamburger Radikal-Pop-Duo Zucker, die mit Abstand die jüngste Künstlerin des Abends sein dürfte, wird zudem bereits erwähnter Christoph Kähler zu erleben sein. Jener nennt sich solo Zwanie Jonson und hat nach seiner Zeit bei Veranda Music mit „It’s Zwanietime“ und „I’m A Sunshine“ zwei grandiose Alben veröffentlicht. Seine entspannten, hochmelodiösen Popsongs sind nach wie vor der beste ewige Geheimtipp, der aus Hamburgs Musikszene kommen kann. Das wird ein guter Abend werden.

Veranda Music mit Zwanie Jonson und Pola Lia Schulten (Zucker) Sa 7.1., 21 Uhr, Knust, Feldstr. 66, Karten zu 13,60 im Vvk.; www.knusthamburg.de