99 Jahre nach ihrem Tod kehrte sie jetzt zum ersten Mal nach Paris zurück, in jene Stadt, in der sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihre künstlerische Freiheit ausleben konnte: Von April bis August 2016 zeigte das Musée d’Art moderne de la Ville de Paris die erste monographische Ausstellung zu Paula Modersohn-Becker in Frankreich. Wahrscheinlich war Paula die erste moderne Künstlerin Deutschlands, eine Frau mit enormen Begabung und dem bemerkenswerten Mut, ihren eigenen Weg zu gehen, auch wenn sie damit gegen viele Konventionen der Wilhelminischen Gesellschaft verstieß. Im Vergleich zu ihr wirkten die Männer der Worpsweder Künstlerkolonie, in der sie gelebt und gearbeitet hat, ziemlich konventionell, der eigene Mann – Otto Modersohn – eingeschlossen.

In der französischen Kunstszene wurde sie mit der Pariser Ausstellung erst jetzt wirklich entdeckt, in Deutschland ist sie seit langem präsent, als Protagonistin eines frühen Expressionismus und als faszinierende Frau mit tragischem Schicksal. Ihren künstlerischen Ruhm hat sie nicht mehr erlebt, Paula starb knapp drei Wochen nach der Geburt ihrer Tochter am 20. November 1906 im Alter von 31 Jahren in Worpswede.

Eben ist das Filmporträt „Paula“ von Christian Schwochow in die Kinos gekommen, in dem Carla Juri die Malerin als ebenso sinnliche wie radikal moderne Künstlerin verkörpert. Unter dem Titel „Der Weg in die Moderne“ wird das Bucerius Kunst Forum vom 4. Februar bis zum 1. Mai 2017 eine Paula Modersohn-Becker-Schau zeigen. Und schon heute ist im Abaton ein Dokumentarfilm zu sehen, den Nathalie David 2007 unter dem Titel „Paula Modersohn-Becker, ein Atemzug. Von der Antike bis zur Moderne“ gedreht hat.

Unterlegt mit Toncollagen und Auszügen aus ihren Tagebüchern und Briefen schildert der Film ihre Leben in Worpswede, den Aufbruch nach Paris, wo sie den Impressionisten begegnete, und die intensive Beziehung zu dem Dichter Rainer-Maria Rilke. Bei der Vorstellung am heutigen Montag wird die Regisseurin anwesend sein.

„Paula Modersohn-Becker: Ein Atemzug … von der Antike zur Moderne“ Vorstellung mit Regisseurin Nathalie David Mo 19.12., 17.30 Uhr (weitere Termine: 22.1., 20.2., 26.2., 6.3., 12.3.2017), Abaton (Bus 4, 5), Allendeplatz 3 /Ecke Grindelhof, Karten 8, ermäßigt 7,50 Euro