Ein zierlicher Japaner betritt die Galerie, und als er spricht, erklingt melodisches Wienerisch: Der Fotograf Jiro Shimizu (39) hat seine erste Deutschland-Ausstellung bei Flo Peters eröffnet, und das kam so: Er hatte ihr seine Fotos per E-Mail geschickt, und die Galeristin stellt sie nun aus, weil sie sie „so schön und spannend fand“.
Nun also hängen die großformatigen, filmisch-erzählerischen Farbfotografien nebst schwarz-weißen „Making of“-Dokumenten in Hamburg. Die Aufnahmen hat Shimizu, der seit seinem fünften Lebensjahr fotografiert, mit der Hasselblad Mittelformatkamera gemacht, sie stammen überwiegend aus seinen Serien „African Quest“ und „Sophie’s Castle“.

Wer vor Shimizus Bildern steht, der hebt an zum Sprung in eine perfekt inszenierte Traumwelt, in der sich Geschichte und Gegenwart, Illusion und Echtzeit kreuzen und ins Fantastische oder Märchenhafte aufsteigen: Eine verängstigte Prinzessin hockt in Gesellschaft einer weisen Schleiereule in einem Vogelnest – oder ein schwarzer Mann in hohem Zylinder und historischen Kleidern fährt in einer mit schwarzem Dampf (!) betriebenen Kutsche über eine neblige Steppe, in deren Hintergrund eine Hyäne lauert. „Ich bin ein großer Träumer“, sagt Shimizu über sich selbst. Und: „Ich möchte, dass jeder meine Bilder versteht.“

Als Kind hat Shimizu nicht nur oft fotografiert, sondern auch mehrere deutsche Sagen gelesen. Mit seinen Eltern zog er dann von Marburg nach Wien, wo er im Kunsthistorischen Museum die alten Meister wie den König des Helldunkel, Caravaggio, eingehend kennenlernte. In Wien wohnt er noch immer – und finanziert seine versponnene, extrem aufwendig inszenierte Fotografie mit Aufträgen aus der Wirtschaft. Seine Herkunft aus der Modefotografie ist indessen nicht zu übersehen, aber in der Mode-Szene fühlte sich Shimizu unverstanden. Vier bis sechs Wochen bereiten er und sein zehnköpfiges Team aus Theaterleuten, Stylisten und Pyrotechnikern eine einzige Aufnahme vor. Shimizu beschafft dafür auch mal ein altes Hochrad – oder eine Dampfmaschine, die dann im Hintergrund einer Prärielandschaft rätselhaft vor sich hinqualmt.

Jiro Shimizu Di 15.11., 12 bis 18 Uhr, Flo Peters Gallery, Pumpen 8, Eintritt frei; die Ausstellung ist bis zum 2.12., dienstags bis freitags 12 bis 18 Uhr, sonnabends 11 bis 15 Uhr