Jeder Vietnambesucher kennt sie, die typischen Streetkitchen-Restaurants, die die Straßenzüge der südostasiatischen Metropolen säumen. Häufig in Gestalt von mitten auf dem Trottoir abgestellten Metalltischen mit bunten Plastikstühlen und einer mobilen Kochbar. Ein wenig wie im schwülen Ho-Chi-Minh-Stadt, dem früheren Saigon, fühlt man sich neuerdings im Hamburger Grindelviertel. Hier steht mit dem Yùmi ein Ladenlokal, das sich der original vietnamesischen Straßenküche verschrieben hat.

Das klingt immer ein wenig nach Imbiss, aber wenn man bedenkt, dass die ­vietnamesische Küche zu den aromatischsten und besten der Welt zählt, in der sich asiatische und französische Kochkunst raffiniert verbinden, ist dort eben selbst Imbissküche hochwertig. Unter dem Slogan „Heute schon was Pho?“ wirbt das Restaurant für die zentrale Spezialität, die große Reisnudelsuppe wahlweise mit Rind- oder Hühnerfleisch. Vegetarische Varianten sind auf Anfrage auch möglich. Der Besucher bestellt am Tresen. „Ich finde Sie“, sagt die zuvorkommende Bedienung.

In großer Schüssel kommt die Pho Bò (9 Euro) einladend üppig mit Kräutern dekoriert daher. Zitrone und Chili werden extra gereicht für das volle, schmackhafte Pho-Erlebnis. Zuvor lässt sich ein Appetizer genießen, etwa die tollen Sommerrollen Goi Cuon Tom (5 Euro), in Reispapier eingelegter Reis mit Shrimps, Gemüse und Salat, den man in einen bekömmlichen Dip auf Sojabasis tunkt. Ein besonderes Highlight sind die selbstgemachten Limonaden, etwa die Nuroc Chanh Tu Che (3,50 Euro) mit Rhabarber, Erdbeere und Vanille. Der Mix klingt gewöhnungsbedürftig, schmeckt aber toll erfrischend. Die Karte ist übersichtlich, bietet indes für jeden etwas, von großen Schalengerichten („Bowl Food“) mit Gemüsen, Reis und wahlweise Huhn, Rind oder Tofu bis hin zu einer rein veganen Abteilung. Alles auch zum Mitnehmen. Gegessen wird an Hochtischen auf großen farbigen Metallhockern, die das typisch vietnamesische Straßenküchen-Ambiente zitieren.

Das Ladenlokal ist schlicht, aber freundlich und farbenfroh eingerichtet. Kleine Ideen entfalten große Wirkung, wie die an den Wänden angebrachten halben Wok-Pfannen und die von der Decke hängenden umgedrehten Blumentöpfe. Die Wände zieren Schriftzüge, in Vietnam ein beliebtes Werbemittel. Bei schönem Wetter sitzt man draußen an Holzbänken und -tischen. Gewerkelt wird in der offenen Showküche, sodass der Gast sicher sein kann, was in sein Essen kommt und dass alles mit sauberen Dingen zugeht.

Der Geschäftsführer Florian Böcher kommt aus Berlin, wo er einige Jahre ein 20er-Jahre-Lokal in direkter Nachbarschaft zur Kanzlerwohnung unterhielt. Gemeinsam mit zwei Freunden hat er das Yùmi aus der Taufe gehoben. Es ist eine wohltuende Neuerung zwischen den häufig auf Einheitsessen setzenden zahlreichen Asia-Ketten.

Sehr gute, schnelle und auch für studentische Geldbeutel erschwingliche Küche, bis jetzt nur in der Woche, in jedem Fall aber eine sehr gute Adresse.

Yùmi Grindelallee 22 , T. 46 65 41 76, montags bis freitags 12 bis 22 Uhr, sonnabends und sonntags geschlossen