Vor vielen Jahren hat der Philosoph Paul Virilio den Begriff des „rasenden Stillstands“ geprägt. Die Formel war kulturkritisch zu verstehen, und sie drängt sich bei diesem Film auf. Die bleierne Langeweile dieser hektischen, recht lieblos inszenierten Produktion, zu wenige Ideen in Dialogen, die Bildsprache und die Handlung: All das steht möglicherweise symptomatisch für die Krise, in der sich das Kinoformat Blockbuster insgesamt befindet.

Wie in den beiden Vorgängern schlüpft Tom Hanks wieder in die Rolle des Kryptologen Robert Langdon, der sich wie schon auch in „The Da Vinci Code – Sakrileg“ (2006) und „Illuminati“ (2009) durch die vulgär verballhornte Schrumpfform abendländischer Überlieferung rätseln darf, die wir seinem Erfinder, dem Bestseller-Autor Dan Brown, verdanken. Währenddessen trachten ihm allerlei Schurken nach dem Leben.
Es beginnt diesmal damit, dass Robert Langdon ohne Erinnerungen in einem florentinischen Krankenhauszimmer erwacht – an seiner Seite die Ärztin Sienna Brooks (Felicity Jones), die ihm fortan helfen wird, seine Erinnerung zurückzugewinnen.

Und da muss einiges passiert sein, denn Langdon hat nicht nur eine Schusswunde am Kopf, sondern auch seltsame Visionen im Kopf: Straßen aus Feuer, gekrümmte Leiber, Bäche aus Lava und überall Tote. Es sind Bilder, die ihm bekannt sind aus den Beschreibungen des italienischen Philosophen Dante Alighieris (1265-1321), denen wir das Bild der Hölle verdanken, wie wir es heute ­kennen.

Und die soll nun auf Erden entstehen. Denn der psychopathische Biochemiker und Milliardär Bertrand Zobrist hat, wie Langdon nun erfährt, eine Idee gegen die Übervölkerung unseres Planeten ersonnen: Er will einfach einen Großteil der Menschheit ausrotten. Dazu möchte ­Zobrist eine Seuche verbreiten, die zu ähnlichen Folgen führt wie von Dante ausgemalt. Langdon findet diese Idee nicht so gut.

Um sein Gedächtnis wiederherzustellen und den Plänen des Irren auf die Schliche zu kommen, jagt Langdon nun auf einer Art Schnitzeljagd quer durch Europa, um Reliquien und Artefakte zu untersuchen. Die Illustration Boticellis zu Dantes Inferno dient ihm dabei als eine Art Schatzkarte, die Langdon praktischerweise auf einem kleinen Beamer mit sich führt. Die Schergen Zobrists versuchen trotz des Selbstmords ihres Anführers, die Pläne umzusetzen, während die Internationale Gesundheitsbehörde undurchsichtig agiert. Viel mehr gibt es über diese dünne Geschichte nicht zu sagen.

Regisseur Ron Howard führt sie uns in atemlosen Schnittfolgen vor. Alles in diesem Film schreit Beschleunigung – aber schon die Romanvorlage kennt ja keine Wendung, die nicht vorhersehbar oder abgeschmackt wäre. Wo also sollte der Film sie hernehmen? Wenn der Motor des Plots auf so hoher Drehzahl leer läuft, dann breitet sich beim Zuschauer Erschöpfung aus. Was man aus diesen zwei Stunden mit nach Hause nehmen kann, ist nur Überdruss.

Inferno “ USA 2016, 121 Minuten, ab 12 Jahren, Regie: Ron Howard, Darsteller: Tom Hanks, Felicity Jones, Ben Foster, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Hansa, Passage, Studio, UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek;