Hip-Hop, gerade aus Deutschland, erfreut sich im Moment extremer Beliebtheit. Sowohl die Künstler der sogenannten „goldenen Generation“ rund um die Jahrtausendwende als auch jüngere Rapper feiern Erfolge in den Charts und an den Konzertkassen. Der finale Auftritt von Blumentopf zum Beispiel am 6. Oktober in der Sporthalle war ausverkauft. Auch für den Berliner Rapper Megaloh gleichen Tag im Mojo gab es keine Karten mehr. Noch nicht ausverkauft dagegen sind die Auftritte von SSIO am 9. Oktober im Docks und von Obie Trice am selben Tag im Uebel & Gefährlich sowie von BJ The Chicago Kid am 12. Oktober im Mojo.

Hinter den vier Buchstaben SSIO steckt ein deutscher Rapper mit afghanischen Wurzeln, der mit bürgerlichem Namen Ssiawash Sadat heißt und 1989 in Bonn geboren worden ist. SSIO gehört zu den Hip-Hop-Künstlern, die den Testosteron-gesteuerten Gangsta-Rap mit seiner Fäkalsprache auf die Schippe nehmen. In seinen Videos zeigt SSIO sich als komischer Vogel, der mit seinem behaarten Brustkorb angibt, sich von zwei übergewichtigen Proll-Frauen bezirzen lässt. Seine Obszönitäten haben immer Charme, weil sie ohne Aggressivität geliefert werden. „BB.U.MM.S.N“ hieß sein erstes Album, das es in die Top Ten geschafft hat, die aktuelle Platte trägt den Titel „0,9“. SSIO nennt sich selbst den „Rocco Siffredi des Deutsch-Raps“. Auch das ein lustiger Vergleich, denn Seffredi ist ein bekannter italienischer Pornostar.

Weniger lustig geht es in den Songs von Obie Trice zu. Allerdings ist sein Geburtsort Detroit, Michigan nicht ganz so ruhig wie die Ex-Bundeshauptstadt am Rhein. Detroit zählt zu den US-Metropolen, die mit am schlimmsten unter indus­trieller Rezession zu leiden hatten. Obie wurde von einer alleinerziehenden Mutter großgezogen und zählte später zur Posse um den ebenfalls aus Detroit stammenden Eminem. In dessen Songs „With­out Me“ und „Drips“ ist Obie Trice als Gast dabei. Sein Debütalbum „Cheers“ erreichte 2003 immerhin Platin-Status und wurde unter anderem von Eminem, Dr. Dre und Timbaland produziert.

Der Erfolg zieht auch Neider an. Das bekam Obie zwei Jahre später zu spüren, als auf seinen Wagen zwei Schüsse abgegeben wurden. Eine Kugel traf ihn in den Hinterkopf, die dort immer noch steckt – was ihn nicht daran gehindert hat, drei weitere Alben aufzunehmen.

BJ The Chicago Kid als Dritter im Bunde kommt, wie der Name verrät – aus Chicago. Er hat als Backgroundsänger für Soul- und Hip-Hop-Größen wie Mary J. Blige und Stevie Wonder gearbeitet und war auf Alben von Dr. Dre und Kanye West dabei. Im Februar dieses Jahres hat er sein Debütalbum „In My Mind“ veröffentlicht – ein Album mit facettenreichen Hip-Hop und Neo-Soul.

SSIO Sa 9.10., 20 Uhr, Docks, Spielbudenplatz 19, Karten zu 27,50 Euro im Vorverkauf und an der Abendkasse
Obie Trice Sa 9.10., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66, Karten 33,50 Euro im Vorverkauf und an der Abendkasse
BJ The Chicago Kid Mi 12.10., 20 Uhr, Mojo Club, Reeperbahn 1, Karten 26 Euro im Vorverkauf und an der Abendkasse