„Geht’s auch leiser?“ Diesen Satz bekam Michael Krebs immer mal wieder zu hören, als er am Klavier im Foyer des Hotels Steigenberger auf der Fleetinsel sein Studium an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater finanzieren wollte. Der Künstler, der die HfMT als ausgebildeter Jazzpianist verließ, hat diese Erlebnisse später in einem seiner erfolgreichsten Songs, „Der Hotelpianist“, verarbeitet – auf süffisant-ironische Weise, wie es eben so seine Art ist.

16 Jahre hat der „entwurzelte Schwabe“ Krebs, geboren in Schwäbisch-Hall und seit einiger Zeit ein Wahlberliner, in Hamburg gelebt. Nicht nur, weil er in der Hansestadt als zweiter Sieger beim allerersten Hamburger Comedy-Pokal 2003 den Anstoß zu seiner Solokarriere als Musikkabarettist erhielt und im Jahr darauf im Polittbüro in St. Georg sein erstes Programm „Vom Wunderkind zum Spätentwickler“ herausbrachte, kehrt Michael Krebs regelmäßig und gern nach Hamburg zurück.,

An diesem Mittwoch führt den Kleinkunst-Rock-’n’-Roller der Weg erneut ins Knust. Hier startete Krebs vor dreieinhalb Jahren seine Tour, auf der er sein selbstironisches drittes Programm „Es gibt noch Restkarten“ erstmals mit Band präsentierte. Und die Pommesgabeln des Teufels, so de Name der Combo mit Bassist Boris the Beast alias Boris Loebsack und dem „Oheim des Todes“ alias „Onkel“ am Schlagzeug, ist auch heute mit dabei, wenn das neue Album „An mir liegt’’s nicht“ live zum Vortrage kommt.

Seine sechste CD ist – mit Verlaub – Krebs’ bisher beste. Musikalisch ungeheuer vielseitig changiert der Pianist und Gitarrist gekonnt zwischen poppigen Jazz wie im Eröffnungslied „Lolologik“ oder im Titelsong „An mir liegt’s nicht (falls die Welt auch gerad’ zusammenbricht)“, Hip-Hop bei der „Vorfahrt für Bildung“ oder Balladen. Und mit seinen pointierten Texten zeigt sich Krebs, dessen voriges Album „Wellnessalarm“ im Vorjahr sieben Monate lang auf der (Kritiker-)Liederbestenliste des Vereins deutschsprachiger Musik stand, mehr denn je auf Höhe der Zeit. Immer wieder mit ironischen Zwischentönen. Ob nun Optimierungs- und Vergleichszwang ausgedrückt in der Ballade „Nicht gut genug“, der Selfie-Wahn mit Zeilen wie „Smartphone, Smartphone in der Hand – wer ist der Schrillste hier im Land?“ im „Ich“-Song oder „Das Einzige, was fehlt“ mit der hingehaucht verzögerten Antwort „Gratis-WLAN“ – Krebs denkt, textet und singt das, wozu andere keine Zeit oder schlicht keinen erkennbaren Willen (mehr) haben. Und als Service für „Menschen mit verkürzter Aufmerksamkeitsspanne“ hat er auf seiner neuen CD „An mir liegt’s nicht“ sechs seiner 17 neuen Songs gleich mal unter zwölf Sekunden Dauer gehalten. Ob das auch live im Knust wirkt?

Egal, diejenigen die den Songwriter und Entertainer Krebs schon etwas länger und besser kennen, dürfen sich auch darauf freuen, wenn er in seiner typischen Schrittstellung am E-Piano neben seiner „Speed-Entschleunigung für die to-go-Gesellschaft“ einige seiner jungen Klassiker spielt: „Das Mädchen von der Jungen Union“ etwa, „Leude“ oder auch das nicht nur die bei gestressten Lehrkräften beliebte Lied von der „Grundschullehrerin“. Mit Band jetzt gern auch etwas lauter.

Michael Krebs & die Pommesgabeln des Teufels, Support: Der flotte Totte Mi 5.10., 21 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30, Karten zu 14,65 Euro im Vorverkauf und 18 Euro an der Abendkasse; Album „An mir liegt’s: 13,90 Euro, ab 7.10. im Handel