In der warmen Jahreszeit könnte man im Garten auch unter Bäumen sitzen, ohne allzu sehr vom Lärm der Osdorfer Landstraße gestört zu werden. Obwohl Tische, Stühle und Schirme noch nicht weggeräumt sind, entscheiden wir uns angesichts der herbstlichen Temperaturen dann doch lieber für den Innenraum. Man steigt die Treppe hinauf und gelangt in den gemütlichen Gastraum, der seine Geschichte noch zu erkennen gibt.

Das Restaurant Lambert befindet sich in einem Hofgebäude aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Seit 1998 hat es geöffnet, allerdings mit wechselnden Pächtern und Restaurantchefs. Bis zum Spätsommer 2015 hatte Mario Meusel das Lambert mit einer ambitionierten Küche erfolgreich geführt, bevor er nach Pinneberg wechselte, wo er die historische Landdrostei übernahm. Anschließend gab es eine schwierige Übergangszeit, die erst in diesem Frühjahr überwunden werden konnte.

Im April übernahm mit Dirk Helmrich ein Gastronom mit eigenen Vorstellungen und reichlich Erfahrung das Restaurant, um es auf neue Weise zu prägen. Gelernt hat er bei Witzigmann, Wehmann und Viehhauser, bevor er ein Jahrzehnt lang an der Liebermannstraße sein eigenes Bistro betrieb.

Wenn man den Raum betritt, sieht es eigentlich aus wie immer. Eine Neugestaltung wäre zwar denkbar gewesen, muss aber eigentlich nicht sein, denn der gepflegte Landhausstil des gediegenen, gleichwohl nicht überdekorierten Raums überzeugt noch immer. Die Bedienung ist sympathisch und umsichtig, ohne aufdringlich zu wirken. Man fühlt sich gut aufgehoben, wird freundlich und kundig beraten, auch auf allergiebedingte Sonderwünsche gehen die Kellnerin und der ebenfalls präsente Restaurantchef selbstverständlich ein.

Die übersichtliche Abendkarte bietet etwa Matjes mit Speckstibbe, Bohnen und neuen Kartoffeln (16,50 Euro), Wolfsbarsch im Ganzen mit Rucolasalat mit Pinienkernen (21,50 Euro) und ein Wiener Schnitzel mit Kartoffel-Gurkensalat (21,50 Euro), für das wir uns entscheiden. Das Kalbschnitzel, das in zwei Stücken auf dem Teller liegt, ist saftig, gut gewürzt und lässt keine Wünsche offen; der leckere Salat ist lauwarm und geschmacklich fein abgerundet.

Eine Besonderheit und in der Tat eine gute Idee sind „Helmrichs Miniaturen“, die für 27,50 Euro auf der Karte stehen. Dafür bekommt man auf kleinen Tellern jeweils drei Gerichte, die das Menü abwechslungsreich machen, zumal man sie auch mit seiner Begleitung am Tisch tauschen kann. Dazu gehören etwa Gazpacho, bunte Vierländer Tomaten mit Mozzarellaperlen, feines Beef-Tatar mit Knusperbrot, wilde Riesengarnelen mit Thai-Algensalat und Chili-Korianderdip oder gebratene Pfifferlinge mit Frühlingslauch und Farfalle.

Der Mosel-Riesling von Dr. Loosen, der für 28,50 Euro auf der Karte steht, passt hervorragend dazu. Auf die Mascarponecreme mit Erdbeeren, die uns anschließend noch freundlich offeriert wurde, haben wir aus Gründen der Vernunft verzichtet, was vermutlich ein Fehler war.

Restaurant Lambert Osdorfer Landstraße 239, dienstags bis freitags von 12 bis 15 Uhr und ab 18 Uhr, Sonnabend ab 17 Uhr, sonntags ab 12 Uhr mit durchgehend warmer Küche, montags geschlossen, T. 87 87 89 80