Neue literarische Stimmen sind für die Welt der Romane unerlässlich. Jene können von durchdringender Natur sein. Manchmal sind sie aber auch leise und trotzdem vernehmbar im Chor des Altbekannten.

Eine vorzügliche Gelegenheit, neue Autoren kennenzulernen, sind seit 2010 die Debütantensalons des heute beginnenden Harbour Front Literaturfestivals. An vier Abenden (15.9., 17.9., 19.9., 20.9.) wird dort der Gewinner des Klaus-Michael Kühne-Preises gesucht. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und zeichnet das beste Debüt des Jahres aus. Am ersten Abend stehen zwei denkbar unterschiedliche Romane im Mittelpunkt. Da ist zum einen „An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts“, der Prosa-Erstling des Dramatikers Roland Schimmelpfennig. Sein Roman ist eine Berlin-Collage der speziellen und doch auch wieder typischen Art. Wir lesen von lauter Menschen, die aus welchen Gründen auch immer in die große Stadt geflohen sind. Sie finden nicht, was sie suchen. Ungreifbares und flüchtiges Zentrum der Handlung ist ein Wolf auf urbanen Abwegen.

Schimmelpfennig (48) war mit dem Buch für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Als meistgespielter Bühnenautor Deutschlands verfügt er überdies über eindrucksvolle Referenzen. Noch gänzlich unschuldig, was Preis-Ehren und Nominierungen angeht, ist derweil die Hamburgerin Rasha Khayat. „Weil wir längst woanders sind“ ist ein bikulturaler Roman, der vom islamischen Leben im Westen und dem westlichen Leben in einem islamischen Land erzählt. Khayat, 1978 in Dortmund geboren, wuchs unter anderem in Saudi-Arabien auf.

Als weitere Autoren bewerben sich Dmitrij Kapitelman, Katharina Winkler, Emanuel Bergmann, die kürzlich mit dem Ulla-Hahn-Preis ausgezeichnete Shida Bazyar, Frédéric Zwicker und Johannes Ehrmann um den Preis. 2015 erhielt Kristine Bilkau die Auszeichnung.

Debütantensalon mit Roland Schimmelpfennig und Rasha Khayat Do 15.9., 19 Uhr, Nochtspeicher, Bernhard-Nocht-Straße 69, Tickets 10 Euro; Verliehen wird der Kühne-Preis am Freitag, 23.9., 20 Uhr, KLU, Großer Grasbrook 15–17, Eintrott 12 Euro