Auch wenn es 13 schlägt – diese Nacht sollte keinen (v)erschrecken. Sie ist alles andere als zum Schlafen da. Das weiß auch Olaf Scholz. „Die Theaternacht ist inzwischen ein unersetzlicher Bestandteil des Kulturangebots der Stadt“, schreibt Hamburgs Erster Bürgermeister im Grußwort zur 13. Theaternacht Hamburg. So heißt die 2004 unter dem Titel Hamburger Theaternacht gestartete Gemeinschaftsveranstaltung der hiesigen Staats- und Privatbühnen fortan; traditionell beginnt damit die neue Saison erst so richtig,

Wann sonst sind mit nur einem Ticket Einblicke in grundverschiedene Häuser und Genres möglich? Ob Drama, Musiktheater, Performance, Komödie bis hin zu Kabarett – die bundesweit einzigartige Hamburger Theatervielfalt ist an diesem Sonnabend (10.9.) erlebbar. Auch dank der sechs Shuttle-Buslinien (401 bis 406), die am Zentrum Jungfernstieg starten und enden, ebenso sechs Alsterdampfer. Diese fahren nach zwei Jahren Pause wieder zur Kampnagelfabrik und zum Winterhuder Fährhaus, sogar mit kleinen eigenen Schiffsprogrammen. Sie sollen indes nur Überbrückung bis zum Besuch der nächsten Bühne sein.

Der Weg ist bei diesmal 40 beteiligten Theatern das Ziel. Erstmals dabei ist das im März eröffnete First Stage Hamburg. Die Bühne für Off-Musicals in Altona bietet wie 14 andere Häuser schon vom Nachmittag an Programme für „Kulturkinder“, um 16.15 und 17.15 Uhr jeweils mit Mini-Musical-Workshops zum Mitmachen. In Begleitung eines Erwachsenen mit Theaternacht-Ticket können bis zu vier Kinder (bis 14 Jahre) auch die Programmhäppchen von je 20 bis 30 Minuten für die Großen ab 19 Uhr miterleben – also das, was in der neuen Saison schon läuft oder zum Renner werden könnte.

Vielleicht „Die Zauberflöte“ (um 19 und 20 Uhr) in der Staatsoper oder mal klassischer Tanz? Um 21 und 22 Uhr begrüßt Ballett-Chef John Neumeier persönlich zu Ausschnitten seines „Nijinksy“. Das Schauspielhaus gibt von 19 bis 21 Uhr dreimal „Effi Briest – allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie“, sprich Fontanes Klassiker als Radioshow. Das Thalia zeigt je zweimal Ausschnitte aus Kafkas „Das Schloss“ (19.40 und 21.15 Uhr) und Elfriede Jelineks „Wut/Rage“ (20.45, 22.20 Uhr). Und Christian Bergs neues Familienmusical „In 80 Tagen um die Welt“, um 20 und 21.30 Uhr im Altonaer Theater auf dem Plan, dürfte Alt und Jung anlocken.

Platz zum Genuss von Appetithäppchen ist bei der Reise in gut fünf Stunden durch Hamburgs Theaterwelt auch in den kleinsten „Hütten“. Etwa im Theatersalon Die 2te Heimat: Die Bühne an der Max-Brauer-Allee zeigt passend zur zehnten Jubiläumsspielzeit Produktionen, die sich um große Jahrestage drehen. Das Theater Klabauter am Berliner Tor (Linie 405), eine der deutschen Bühnen mit gehandicapten Schauspielern, gewährt den ganzen Abend Einblicke ins neue Stück „Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär“ nach Walter Moers. Und zu vermeintlich entlegenen Bühnen wie dem Kleinen Hoftheater oder ins Theater Das Zimmer, beide in Horn gelegen, ist es dank der Linie 405 nicht so weit wie sonst. Auch hier gilt für alle Beteiligten: Sie wollen nur spielen.

Wer gegen Mitternacht noch nicht genug hat, kann auch tanzen: bei der Theaternacht-Party im Ohnsorg. Da könnte es sogar vier statt 13 schlagen ...

13. Theaternacht Hamburg Sa 10.9., 19 bis ca. 1 Uhr in 40 Spielstätten, Kinderprogramm ab 16 Uhr, Zentrum am Jungfernstieg, Party ab 24 Uhr im Ohnsorg-Theater, Eintritt: 16,40, ermäßigt 15 Euro im Vorverkauf, 17 Euro an der Abendkasse; in Begleitung 4 Kiinder bis 14 Jahren frei