Dieser Film müsste eigentlich schon längst Realität sein. Vorwiegend junge Menschen stellen sich im Internet einer Herausforderung – neudeutsch: Challenge! Sieh nach bei Twitter und Facebook und klicke auf die berüchtigte „Ice Bucket Challenge“, das Kalte-Wasser- über-den-Kopf-Gießen in Form eines virtuellen Kettenbriefes. Eine möglichst hohe Anzahl an Followern als höchste und bisweilen einzige Form sozialer Anerkennung? Schau nach in den sozialen Netzwerken.

Keine Frage: Der Großstadt-Thriller „Nerve“ kommt zur rechten Zeit. Die Regisseure Henry Joost und Ariel Schulman hetzen in ihrer Verfilmung des gleichnamigen Buches von Jeanne Ryan die unbedarfte, aber bodenständige Vee (Emma Roberts) in einer unvergesslichen Nacht durch New York. Weil sie aus Neugier (und Trotz) in dem neuen Online-Spiel „Nerve“ statt der „Watcher“ die „Player“-Option drückt, muss sie nicht fürs Zugucken bei anderer Leute Mutproben zahlen – sie selbst kann als Mutprobende Geld kassieren. Und Aufmerksamkeit.

Es geht harmlos los mit einem Kuss des schönen Fremden Ian (Dave Franco). Weil der sich aber selbst als Spieler erweist, dreht sich die Spirale aus Mutprobe und Anerkennung munter weiter. Von der Blindfahrt mit dem Motorrad bis zum finalen Kampf auf Leben und Tod der beiden erfolgreichsten Player. Das ist dramaturgisch wenig überraschend, überwältigt aber mit Tempo, überraschenden Kameraperspektiven und putzigen Ideen wie jener, dass Vee und Ian einmal in Unterwäsche aus einem Luxuskaufhaus fliehen müssen. Da kommt ein Hauch „Frühstück bei Tiffany“-Romantik auf – ganz analog.

Nerve“ USA 2016, 96 Minuten, ab 12 Jahren, Regie: Henry Joost und Ariel Schulman, Darsteller: Emma Roberts, Dave Franco, Juliette Lewis, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, UCI Mundsburg/ Othmarschen-Park/Wandsbek