Lässt man seinen Blick durch ein Prisma fallen, werden Lichtstreuungen sichtbar, die mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen sind. Rea Garvey mag den Prisma-Gedanken. Auf seinem gleichnamigen dritten Soloalbum singt er von Ungerechtigkeiten und Missständen in der Welt, singt von Dingen, vor denen sich Augen gern verschließen. Statt mit emotional Persönlichem zu berühren, möchte er wachrütteln und aufklären, mit dem Dasein als irischer Schmuserocker endlich brechen. Am 3. September werden seine „Get Loud!“-Protestsongs auf der Bahrenfelder Trabrennbahn erklingen.

Aufgewachsen ist Raymond Michael „Rea“ Garvey im irischen Tralee. Mit 25 Jahren treibt ihn die Liebe zur Musik nach Deutschland. Anfangs arbeitet er als Roadie auf Festivals – den Traum von der eigenen Band immer vor Augen. Mit einer Annonce probiert der Musiker 1998 sein Glück: Auf „Sänger sucht Band für Platte und Tour“ melden sich Mike Gommeringer, Sebastian Padotzke, Uwe Bossert und Philipp Rauenbusch. Mit Reamonn feiert der bärtige Ire mit Wallermähne in den darauffolgenden Jahren seine Erfolge. „Supergirl“ wird 2000 zum Ohrwurm.

Die charismatische Rockband ist im Musikhimmel angekommen.

Nach elf Jahren Bandgeschichte und fünf Alben gibt Reamonn 2010 das letzte Konzert. Rea Garvey wird zum Tausendsassa. Mit seinem irisch gefärbtem Deutsch und Gute-Laune-Mentalität wird er zum beliebten TV-Gast, zeigt sich bei „The Voice Of Germany“ als „unfuckingfassbar“-begeisterter Coach für musikalische Talente. Er schreibt Songs für andere Künstler, wird Umwelt-Botschafter bei „Clearwater-Project“.

Als Solokünstler feiert Rea Garvey seit Oktober 2015 sein drittes und bislang erfolgreichstes Album. Auf „Prisma“ findet der Bambi- und Echo-Gewinner eine andere musikalische Sprache als bisher: von Schmusesongs und sanften Rocknummern keine Spur mehr. Stürmisch lyrische Themen werden in Songs wie „War“, „Armour“ oder „Echo Me“ von verzerrten Gitarren und kriegerischen Trommeln untermalt. „Ich tue mir nicht unbedingt einen Gefallen damit, Dinge auszusprechen, die manche Menschen nicht hören wollen“, ist sich Garvey seiner neuen Botschafterrolle bewusst. Doch sein Anliegen steht über allem. Er möchte anstecken: „Wenn ihr nicht glücklich mit der Welt seid, dann tut euch zusammen und werdet laut.“

Mit einer Open-Air-Show tourt der Musiker in diesem Jahr durch Deutschland – unter freiem Himmel lässt sich besonders gut die Stimme erheben.

Rea Garvey Sa 3.9., 19.30 Uhr, Trabrennbahn Bahrenfeld, Luruper Chaussee 30, Tickets zu 51,45 Euro. Kinder bis 12 Jahren zahlen 29,60 Euro im Vorverkauf und an der Abendkasse