Winterhude ist schon ein schauriger Ort. Und mittendrin liegt Kampnagel. Alte, rostige Kräne ragen in den Nachthimmel, der Osterbekkanal gluckst Unheil verkündend, und durch die Gänge zwischen den alten Werkhallen heult der Wind. Und hat man in einem der Folterstuhl-harten Sitze vor der Kampnagel-Bühne platz genommen, beginnt der Schrecken erst recht. Denn an diesem Dienstag beginnt das Gastspiel des grusel-Theaterstücks „Horror“.

Der schwedische, in den Niederlanden lebende und arbeitende Regisseur, Pantomime und Choreograph Jakop Ahlbom, Jahrgang 1971, hat zehn Jahre lang daran gearbeitet, eine Theater-Hommage an die Horrorklassiker seiner Jugendzeit zu kreieren. Die Handlung von „Horror“ erinnert entsprechend an „Rosemaries Baby“ oder „Das Haus auf dem Geisterhügel“: Eine Frau und zwei Begleiter suchen in einem verlassenen Haus Schutz vor einem Unwetter, und nach und nach erkennen sowohl die Frau als auch die Zuschauer, dass dieses Haus ihr altes Elternhaus ist, in dem einst unaussprechliche Dinge geschahen.

Diese Dinge werden auch in „Horror“ nicht ausgesprochen, kein Wort fällt. Stattdessen erzählen Tanz, Mimik, auch Witz und Slapstick, überraschende Schockmomente, Kunstblut und im Theater selten gesehene Effekte aus Film und Zauberei die Schauergeschichte mit Gänsehautgarantie.

„Ich wollte wiedererkennbare Momente schaffen, indem ich inspirierende Filme in einer Handlung vereine. Nicht als sarkastische Parodie, sondern als respektvolle Verneigung“, erzählte Jakop Ahlbom dem Abendblatt, „das Stück ist keine Aneinanderreihung von Effekten, sondern ein Drama. Seine Poesie soll auch Zuschauer unterhalten, die keine Horrorfans sind“. Und das gelingt, denn bei allen Schauwerten bis hin zum mitreißendem Finale ist „Horror“ eine berührende Geschichte, die auch mit einer Taschenlampe unter der Bettdecke ihre Wirkung entfalten könnte. Eine Fantasie, zum Leben erweckt durch tolle Darsteller, die bei allem Grusel wirken wie Kinder, die ihren Spaß am Spiel haben.

„Horror“ Di 30.8. bis So 4.9., täglich 19.30 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20, Karten zu 34,90 Euro unter der Abendblatt-Ticket-Hotline 30 30 98 98 und in der Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18-32