Die Organisatoren des diesjährigen Deichbrand-Festivals hatten einen sehr guten Riecher, als sie rechtzeitig die Beginner verpflichtet haben. Das Hip-Hop-Trio mit Jan Eißfeldt aka Jan Delay, Denyo und DJ Mad hat seine beiden Konzerte in der Hamburger Sporthalle mit 14.000 Karten innerhalb von nur zwei Tagen ausverkauft. Das schaffen wirklich nur die allerwenigsten Künstler. Wer am 23. Juli kurzentschlossen in Richtung Cuxhaven fährt, hat die Chance auf eines der inzwischen auch schon raren Tagestickets und ein Wiederhören mit dieser schon fast legendären Hamburger Hip-Hop-Crew.

Überhaupt bietet das Vier-Tages-Festival auf der niedersächsischen Seite der Elbmündung eine Menge an Bands für Hip-Hop-Fans verschiedener Generationen. Die Fantastischen Vier feiern in diesem Jahr schon ihr 30. Jubiläum. Die Stuttgarter waren 1992 mit ihrem Album „Die da!?!“ die erste deutsche Band, die mit gerappten Texten massenhaften Erfolg in Deutschland hatte. Die Beginner, deren Album „Bambule“ 1998 einen Meilenstein setzte, gehörten zur nächsten Generation, genauso wie Samy Deluxe. Der ist beim Deichbrand mit seinem Projekt ASD am Start, einer Hamburg-Stuttgart-Liaison, die ihn mit Afrob zusammengebracht hat, der im Umfeld des schwäbischen Freundeskreises von Max Herre auch schon vor fast 20 Jahren die Szene betrat. In diese Generation gehört Blumentopf aus München, die 1997 auf Four Music, dem Label der Fantastischen Vier, ihr Debütalbum veröffentlichten und immer noch dabei sind.

Zur jüngeren Hip-Hop-Generation zählt die Berliner Formation K.I.Z., die 2007 mit dem Album „Hahnenkampf“ den ersten großen Chart-Erfolg feierte und im vergangenen Jahr mit „Hurra die Welt geht unter“ Nummer eins erreichte. Die Texte von K.I.Z. sind sexistisch und provokativ, was aber besonders beim jüngeren Publikum ankommt. Als „Schauspielrapper“ bezeichnet sich Alligatoah, der ­anfangs seiner Karriere von den Kollegen von Aggro Berlin maßgeblich beeinflusst worden ist. Für den 1989 geborenen Reimkünstler ist das Deichbrand-Festival zugleich ein richtiges Heimspiel, denn er ist in Neuenwalde aufgewachsen, nur wenige Kilometer quer durch die Feldmark vom Festivalgelände entfernt, das in einem kleinen Dorf mit Namen Wan­höden liegt.

Mit 50.000 Zuschauern wird das seit 2005 existierende Festival einen neuen Zuschauerrekord aufstellen. Bei der ersten Ausgabe kamen nur 500 Zuschauer, inzwischen ist die Veranstaltung neben dem Wacken Open Air und dem Hurricane-Festival zu einer der größten in Norddeutschland gewachsen. Dem Splash-Festival als Hip-Hop-Mekka möchte Deichbrand jedoch keine Konkurrenz machen, im Line-up befinden sich auch jede Menge Rockbands wie Skunk Anansie, Danko Jones, Madsen, Millencolin, Caliban, John Coffey, Go Go Berlin und die Sportfreunde Stiller. Auch Seeed, die Berliner Dancehall- und Reggae-Gruppe um Sänger Peter Fox, ist in diesem Jahr ein wichtiges Zugpferd für die zwölfte Ausgabe des Festivals. Das Programm stimmt, jetzt bleibt den Besuchern nur, auf gutes Wetter zu hoffen.

Deichbrand-Festival Do 21. bis So 24.7., Seeflughafen Cuxhaven/Nordholz, Anfahrt mit Pkw auf A 27, Abfahrt Neuenwalde, per Bahn bis Cuxhaven oder Nordholz, dann weiter per Bus-Shuttle; Tagestickets 77 Euro