Erinnern Sie sich noch an den verrückten Wissenschaftler aus dem ersten „Independence Day“-Film? Der mit den wirren Haaren? Damals, 1996, wurde er von einem Alien gewürgt und gegen Panzerglas geschleudert. Und alle dachten, er sei tot. Von wegen. Im Koma lag er, 20 Jahre lang, jetzt reißt er plötzlich wieder die wirren Augen auf und fragt: „Haben wir gewonnen?“

Ja, die Menschheit hat gewonnen. Und will das in „Independence Day: Wiederkehr“ feiern. Aber auch die Aliens haben einen feinen Sinn für Reizdaten und rüsten punktgenau zum Jubiläum noch mal zum Angriff. Es ist schon seltsam. Science-Fiction ist ja eigentlich das Genre, das ausschließlich in die Zukunft blickt. Aber noch nie wurden so viele Déjà-vus, so viele „Weißt du noch?“-Momente angerissen wie in dieser Fortsetzung, die auch „ID 20“ heißen könnte oder „ID 2.0“.

Es kann nicht schaden, wenn man sich den alten Film vor dem Kinogang noch einmal anschaut. Denn es gibt viele kleine hübsche Zitate und Anspielungen, die das Weißt-du-noch?-Spiel kräftig ausreizen. Den ganz großen Coup von 1996 kann Emmerich naturgemäß nicht wieder erreichen. Damals hat er die B-Movies der 50er-Jahre in die Blockbuster-Kategorie gehievt, mit Effekten, die dann dauernd zitiert wurden. Dennoch ist Emmerich mit seiner „Wiederkehr“ so etwas wie die Quadratur des Kreises gelungen. Alle wünschen sich ja von einer Fortsetzung, dass sie möglichst genauso ist wie der erste Teil, aber irgendwie doch auch ganz
anders. Genau das löst er ein.

Die Welt im Film ist nicht mehr dieselbe wie die unsere, sie ist ja im ersten Teil fast komplett zerstört worden. Ergo sieht die National Mall von Washington im neuen Film etwas spaciger aus, der Präsident ist eine Frau, und sie führt nicht die Vereinigten Staaten von Amerika an, sondern die Vereinigten Staaten der Erde. Auch die Technik ist etwas weiter als in unserer realen Gegenwart.

Die Action bleibt diesmal der Next Generation vorbehalten: dem Filmsohn von Will Smiths Figur (Jessie T. Usher), der Tochter des Ex-Präsidenten (Maika Monroe) und deren Verlobtem (Liam Hemsworth).

Die versöhnlichste Botschaft des Films: Wir sind nicht allein im All. Es gibt da draußen auch Mächte, die uns gegen die zerstörungswütigen Glibbermonster beistehen. Gute Aliens, schlechte Aliens. Ein xenophobischer Blockbuster mitten in der derzeitigen Flüchtlingskrise hätte schnell als Parabel auf Überfremdungsangst missverstanden werden können.

Nicht so bei Emmerich: Sein Popcorn-Universum erweist sich als idealistischer Werbespot auf Integration und
Gemeinschaftsdenken. Nicht das Schlechteste, was man einem Actionfilm nachsagen kann.

„Independence Day: Wiederkehr“ USA 2016, 121 Minuten, ab 12 Jahren, Regie: Roland Emmerich, Darsteller: Liam Hemsworth, Jeff Goldblum, Bill Pullman, Charlotte Gainsbourg, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Hansa-Studio, Savoy (OF), UCI
Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek