Dieser Film heißt „Erlösung“, aber man sucht vergebens nach Menschen, denen sie zuteil wird. Nach „Erbarmen“ und „Schändung“ kommt nun der dritte Fall für Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas) und seinen Kollegen Assad (Fares Fares) auf die Leinwand, und nie zuvor haben wir Dänemark und seine Bewohner so niedergeschmettert, so schwermütig erlebt. Das gilt insbesondere für Mørck selbst, der den Kampf gegen seine Depressionen aufgegeben zu haben scheint.

„Du hast noch die Hälfte deines Lebens vor dir und hast schon aufgegeben“, sagt ihm Assad in einer Szene fassungslos. „Denkst du nie über den Sinn des Lebens nach?“. Mørck sieht ihn an und sagt: „Nein.“

Wer an nichts glaubt, der kann auch nicht erlöst werden: Im Zentrum der Romane von Jussi Adler-Olsen steht oft die Kälte des Nihilismus. Vielleicht erklärt das ihren Erfolg, der den dänischen Autor zum legitimen Nachfolger des Schweden Henning Mankell gemacht hat. Acht Millionen Leser haben die Geschichten ­Adler-Olsens bislang gefunden, in 42 Ländern.

Und auch in „Erlösung“ verlässt sich Adler-Olsen auf die bewährte Mischung aus religiösen Versatzstücken, irritierender Grausamkeit und entgeisterten Protagonisten. Die Abteilung Q bekommt es mit einem neuen Fall zu tun: Im Wasser wird eine Flaschenpost gefunden, die dort offenbar jahrelang herumgetrieben ist. Die Botschaft ist schwer entzifferbar und mit Blut verfasst, offenbar von einem Kind: Er und sein Bruder seien entführt worden. Von der Unterschrift ist nur der Anfangsbuchstabe lesbar: ein P.

Hier der ausgelaugte Kommissar, dort die undurchsichtigen Tatverdächtigen

Mørck und Assad stoßen auf eine seltsame Geschichte. Die Eltern des damals verschwundenen Geschwisterpaars hatten nie Anzeige erstattet und sich bald darauf das Leben genommen. Der Bruder des damals zu Tode gekommenen Jungen kann sich an nichts erinnern.

Sein Schicksal spiegelt sich unterdessen in der Gegenwart: In Jütland werden die beiden Kinder des gläubigen Bauern Elias (Jacob Lohmann) entführt. Der Missionar Johannes (Pal Sverre Hagen), der sich zuvor das Vertrauen der Familie erschlichen hat, passt sie auf dem Schulweg ab. Auch dieses Mal bleibt der Vater seltsam passiv, auch wenn seiner Frau die Verzweiflung deutlich ins Gesicht geschrieben ist.

Es ist eine spannende Erzählung, die Regisseur Hans Petter Moland da inszeniert hat – auch wenn sie sich ganz auf die Konventionen des Genres verlässt. Hier der ausgelaugte Kommissar, dort die undurchsichtigen Tatverdächtigen, und alle sind sie Verlorene unter dem Himmel Dänemarks: Wer sich nicht daran stört, schon viele Filme nach dieser Rezeptur gesehen zu haben, wird sich auch von ­„Erlösung“ unterhalten lassen können – ob man dafür aber ins Kino gehen muss, ist eine andere Frage.

„Erlösung“ DK/D 2016, 112 Minuten, ab 16 Jahren, Regie: Hans Petter Moland, Darsteller: Nikolaj Lie Kaas, Fares Fares, Pål Sverre Valheim Hagen, täglich im Studio, UCI Mundsburg/Wandsbek, Zeise