„Let there be Light. There was Light. Let there be Drums. There was Drums. Let there be Guitar. There was Guitar. Let there be Rock!“: So erzählte AC/DC-Sänger Bon Scott 1977 die Schöpfungsgeschichte des Rock ’n’ Roll vom Beginn im Jahr 1955 an. Und gleichzeitig auch die Schöpfungsgeschichte einer kleinen australischen Blues- und Boogieband, die zur gigantischsten Ikone des Hardrocks werden sollte.

Seit der Gründung 1974 war AC/DC nichts weiter als Licht, Schlagzeug, Gitarren. Rock. Und egal, wer gerade den Bass zupfte, in die Felle drosch oder ins Mikro sang, ein AC/DC-Konzert folgte dem immer gleichen Ritual. Die von Malcolm Young angeführte Rhythmusgruppe flankierte das Schlagzeug, verzog keine Miene, bewegte sich keinen Meter und zockte einfach die Riffs von „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“, „High Voltage“, „Hell Ain’t A Bad Place To Be“ oder „T.N.T.“ runter. Vorn keifte der Sänger das Mikro an wie ein Bauer seinen störrischen Esel, und drumherum tobte, kreiselte, watschelte und rannte der kleine Leadgitarrist Angus Young in Schuluniform. Mit den Jahren wurde dieses bewährte Konzept zwar aufgebrezelt mit riesigen aufblasbaren Puppen, einer großen bimmelnden Höllenglocke und finalem Kanonensalut, aber ein Konzert von AC/DC würde auch ohne Knalleffekte auskommen, sie waren immer eine Schussfahrt auf dem „Highway To Hell“, zuverlässig und vorhersehbar wie die Songs, geil abgeliefert.

Zeitlos zu sein, das war vielleicht die größte Stärke von AC/DC. Das aktuelle Album „Rock Or Bust“ (2015) klingt exakt wie seine 14 Vorgänger. Ja, eigentlich braucht man keins der Alben, das nach dem monolitischen „Back In Black“ 1980 erschienen ist. Vielleicht noch „The Razors Edge“ von 1990. Stichwort: „Thunderstruck“.

Aber bei aller Zeitlosigkeit macht der Lauf der Dinge auch im Rock ’n’ Roll nicht Halt. Der Gigant AC/DC wankte zuletzt. Gitarrist, Bandgründer und Hauptsongschreiber Malcolm Young musste 2014 aus gesundheitlichen Gründen aussteigen und wurde durch seinen Neffen Stevie Young ersetzt. Sänger Brian Johnson, der den 1980 gestorbenen Bon Scott beerbte, musste im vergangenen März mitten auf Tour aufgeben, um sein Gehör nicht komplett zu verlieren. Für ihn „sprang“ spontan Axl Rose ein, der gerade Guns N’ Roses wieder zusammengetrommelt hatte. Im Sitzen, weil er noch einen Fußbruch auskurieren musste.

Das klingt ziemlich nach Resterampe, und manche Fans haben nach der Bekanntgabe des Aushilfssängers Axl Rose ihre Tickets zurückgegeben. Aber bislang machte das Enfant terrible seine Sache gut und überzeugte mit seiner Stimme, die wie ein Bindeglied zwischen Bon Scott und Brian Johnson klingt. Und die Songauswahl, so viel sei gesagt, ist wirklich höllisch gut.

AC/DC, Tyler Bryant & The Shakedown Do 26.5., 19 Uhr, Volksparkstadion, Sylvesterallee 7, Karten ab 99,30 Euro an der Abendkasse