„Rap mit Gehirn, Beats, Bass, hammerkrass. Krieg, Hass, Peace, Love, dies, das, Ananas“: Schon der erste Track auf dem neuen, an diesem Freitag erscheinenden Album „Metropolis“ der Hamburger Hip-Hopper Neonschwarz hat es in sich. Hammerkrasse Beats und Bass drücken, Gitarren sägen, und bei aller akustischen Offensive sind auch Ironie und die Liebe zum lyrischen Bonmot geblieben: „Rap ist klug, Rap ist wie Schach, nur ohne Würfel.“

Die MCs Captain Gips, Johnny Mauser und Marie Curry sowie DJ Spion Y sind seit Jahren aktiv, aber erst 2014 erschien das erste Album „Fliegende Fische“, und derzeit sind sie die angesagteste Rap-Streetgang der Stadt, das Uebel & Gefährlich war vor einigen Wochen ausverkauft. Das Stichwort Streetgang ist aber in einem anderen Kontext zu verstehen als bei Milieu-Chronisten wie 187 Straßenbande oder Nate57. Die Straße ist für Neonschwarz der Ort, wo man seine Haltung zeigt gegen Rassismus und Sexismus – „Besorgte Bürger mucken auf? Dies, das Ananas.“ Zeckenrap wird es auch genannt, wenn Neonschwarz und Brüder und Schwestern im Geiste wie Sokee oder Pyro One den Punk in den Hip-Hop tragen und von einer besseren Welt träumen. Slime und Ton Steine Scherben sind erklärte Vorbilder von Neonschwarz.

Junge Menschen, die mit offenen Augen durch die Welt gehen

Wobei Neonschwarz keine Polit-Rap-Band ist, die in jedem Track Parolen in den „Lauti“ bellt. Es sind junge Menschen, die mit offenen Augen durch die Welt gehen, die auch mal eine Zeit des Nichtstuns in „Jogginghosentag“ besingen und an „Küstenfieber“ leiden. Aber schon auf „Fliegende Fische“ reimten sie bei „2014“, was sie bewegt: „Ihr fühlt euch bedroht von Flüchtlingen in Booten. Wir fühlen uns bedroht von rassistischen Idioten.“ Auf dem neuen Album nehmen sie weiter das Tagesgeschehen zwischen Heidenau und Freital, Lübeck und Dresden in den Fokus und verdichten es im Lied „2015“. Und man kann sicher sein, dass „2016“ bereits in Arbeit ist. Denn während wir wie im Song „All Inclusive“ Drinks am Strand kippen und barfuß im lauwarmen Sand spazieren, werden weiterhin Leichen angespült: „Manchmal sehe ich eine Silhouette da draußen, doch dann verliert sich alles wieder im Rauschen.“

„Metropolis“ ist, wie bei vielen Bands des Hamburger Labels Audiolith, ein Abbild von Hamburgern mit zwei funktionierenden Gehirnhälften – die zu feiern wissen, aber ihre Augen nicht verschließen. Beats und Botschaft auf einem musikalisch enorm vielseitigem Album, dass sogar mit Kinderchor („Kinder aus Asbest“) aufwartet.

Zur Feier der Album-Veröffentlichung spielt Neonschwarz an diesem Freitag um 20 Uhr umsonst und draußen vor der Roten Flora. Im Anschluss (22 Uhr) wirt drinnen weitergefeiert mit zahlreichen DJs sowie dies, das, Ananas.

Neonschwarz Album „Metropolis“ (Audiolith) im Handel; Konzert: Fr 6.5., 20 Uhr, Rote Flora, Schulterblatt 71, Eintritt frei