Zwei Ausstellungen hat Hamburgs Galerien-Szene zu bieten, für die man sich sputen muss, will man sie noch zu Gesicht bekommen. Zum einen zeigt die Galerie Monarc (Poolstraße 11) Arbeiten der Künstlerinnen Frenzy Höhne und Susann Körner (bis 4.5., Mo-Fr jeweils 16 bis 19 Uhr): Die beiden beschäftigen sich mit dem fast verschwundenen Phänomen des Schlangestehens: Vor verlassenen inhabergeführten Geschäften stehen auf ihren inszenierten Fotografien wartende Menschen. Ihre Tüten tragen Aufschriften wie „Geiz ist geil“, Sätze, die der Sprache der Werbung entstammen und deren Fadenscheinigkeit hier entlarvt wird. Ist das jetzt wirklich alles so viel besser als früher?

Ebenfalls beeilen muss sich, wer noch die großformatigen, mit Acrylfarben gestisch durchkreuzten Kohlezeichnungen des französischen Künstlers Valentin van der Meulen sehen möchte: Die Galeristin Kerstin Hengevoss-Dürkop hat die Ausstellung am Klosterwall 13 bis zum 30. April verlängert (Fr 14 bis 19 Uhr, Sa 12 bis 15 Uhr). Der Künstler thematisiert in seinen kraftvollen Bildern das Schwanken des Menschen zwischen Gut und Böse. Etwas völlig anderes stellt Angela Holzhauer bis zum 17. Juli in Zusammenarbeit mit dem Verlag St. Gertrude aus: Sie präsentiert Künstlerbücher und öffnet den Blick für große technische Experimentierfreude, von Dieter Roth über Horst Janssen bis hin zu Till Verclas und Clemens-Tobias Lange. Alles liegt zum Schmökern und Betasten auf einem großen Tisch aus (Borselstraße 9, Mi-Fr 15 bis 19 Uhr, So 15 bis 18 Uhr).

Die Schönheit ist allgegenwärtig in der neuen Ausstellung, die Jens Goethel bis 28. Mai in seinem Showroom Hegestraße 11b (Hinterhof, 3.OG) präsentiert. Aus gefundenen und wiederverwendeten Holzstücken fertigt die junge Bildhauerin Laura Eckert ihre Büsten. Die Köpfe „ergeben sich aus der Form des Holzstücks“, sagt die Künstlerin. Einer subjektiven Traumwelt scheinen die Bilder von Corinne von Lebusa entstiegen; sie zählt zur zweiten Generation der „Neuen Leipziger Schule“. Dagegen hat die Fotografin Carina Linge ausführlich die Kunst der italienischen Renaissance und des niederländischen Goldenen Zeitalters studiert, hat Licht, Farben und Arrangements in die Gegenwart übertragen. Besuch nach Vereinbarung unter T. 0171/172 19 64.

Außerdem ist ein Besuch in der Galerie Borchardt (Hopfensack 19) zu empfehlen: Hier sind Werke von Reiner Seliger zu sehen, der mit Betonstückchen, Glasscherben oder Ziegelbruch arbeitet. Durch Rhythmisierung, Farbe, Form und Oberflächenbeschaffenheit der Objekte entsteht eine besondere Ästhetik. Eröffnung ist an diesem Freitag um 19 Uhr (zu sehen bis 22.7., Di-Fr jeweils 12 bis 18 Uhr, Sa 12 bis 16 Uhr). Der Eintritt ist in allen Galerien frei.