Das neue griechische Kino gehört zum derzeit aufregend­sten in Europa. Mit trockenem, oft absurdem Humor sezieren Filme wie „Dogtooth“ und „Attenberg“ menschliches Verhalten und werden dafür auf internationalen Festivals gefeiert. Nur die deutschen Verleiher haben das noch nicht mitbekommen.

Die Science-Fiction-Farce „Lobster“ von Yorgos Lanthimos mit Colin Farrell und Rachel Weisz verramscht Sony ab nächster Woche direkt auf DVD. Zumindest für den neuen Film der „Attenberg“-Regisseurin Athina Rachel Tsangari hat sich ein kleiner Verleih gefunden. In ihrer schwarzhumorigen Testosteron-Studie „Chevalier“ schickt sie sechs Männer auf einer Luxusyacht quer durch die Ägäis, wo sie zusammen tauchen, abends schlemmen und sich mit allerlei Psychospielchen die Zeit vertreiben.

Bald ist der Ehrgeiz der gut situierten Herren angestachelt, und ein Wettbewerb mit diversen Aufgaben soll klären, wer der Beste ist. Dem Sieger winkt ein Siegelring, daher der Filmtitel. Doch ritterlich verhält sich auf dem Boot bald keiner mehr, es wird mit allen, auch unlauteren, Mitteln gemessen, ob nun bei einem Regalaufbau, Schlafstellungen oder den eigenen Blutfettwerten. Auch die Größe des Gemächts muss unweigerlich verglichen werden.

Wie in einem perversen Laborversuch sieht man ein paar Männchen dabei zu, wie sie sich auf engstem Raum im Rudel duellieren, intrigieren und sich dabei mit zunehmend lächerlichem Imponierverhalten entlarven. Ein böser Spaß, den Tsangari gnadenlos bis zum Schluss durchzieht.

ChevalierGR 2015, 104 Min., ab 6 Jahren, Regie: Athina Rachel Tsangari, Darsteller: Yorgos Kentros, Panos Koronis, Vangelis Mourikis, Makis Papadimitriou, Mo 25.4., 21 Uhr, 3001 (OmU), Schanzenstraße 75, Karten 8, ermäßigt 5,50 Euro