In seinem neuen, dem zwölften Buch planen die Helden, einige nur halbgut Abgehangene um die 50 sowie ein Teenager und eine kuriose Seniorin, den Ausbruch aus dem Revier: Ans Meer soll’s gehen. An die Ostsee.

Kann ja nicht jeder Roman tief im Westen spielen, wo Goosen, Jahrgang 1966, geboren ist und immer noch lebt. In „Förster, mein Förster“ (Kiepenheuer & Witsch, 19,99 Euro) baut Goosen, der einst mit einem Roman mit dem schönen Titel „Liegen lernen“ literarische Bekanntheit erlangte, sein Dilemma in die Handlung ein. Förster nämlich ist Schriftsteller. Einer mit Schreibhemmung, was relativ ungünstig ist in diesem Beruf. Außerdem wird Förster bald 50, was ihm die absolute Eignung als Goosens Alter Ego verschafft.

Und nun steigt er also mit den anderen in einen Bully und fährt gen Norden – der Beginn einer, Goosen-typisch, warmherzigen, komischen und melancholischen Geschichte. In seinen Romanen und Erzählungsbänden ist es dem Bochumer und VfL-Fan (sowie -Aufsichtsrat-Mitglied) gelungen, ein Bild seiner Generation zu zeichnen.

Und wenn seine Figuren (und er selbst) am Anfang seiner schriftstellerischen Karriere Mitte 30 waren, dann sind sie jetzt eben an die 50. Die Zeit anhalten kann schließlich keiner, es wird am Ende genau richtig sein. Oder etwa nicht?

Wäre es, Stichwort Bully, nicht die Lösung, ein unendliches Leben lang immer unterwegs zu sein, immer an anderen Orten, Abwechslung de luxe? Gut, mit immer denselben Mitreisenden; könnte ein Problem werden, auch wenn man die Spleens und Deformationen der Goosen-Helden eigentlich alle liebgewinnen kann.

Goosen, Vater zweier Söhne, behandelt in „Förster, mein Förster“ die Sorgen und Nöte von Männern, die einen Gutteil des Lebens hinter sich haben, aber eigentlich auch schon zu alt sind für eine Midlife-Crisis. In einem Interview formulierte Goosen unlängst das krisenhafte Empfinden der reifen Typen: Bei Männern spiele bei der Ich-werde-50-Paranoia „sicher eine Rolle, dass sie zweifeln: Habe ich genug geleistet?“ Mit seinem Roman „Förster, mein Förster“ erbringt Goosen den Beweis, wie unterhaltsam man über derlei biografische Schieflagen schreiben kann. Und vergnüglich sind seine Lesungen eh – der Autor gehört klar zur Gattung der bühnentauglichen Dichter.

Frank Goosen Fr 22.4., 20 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36, Karten zu 22 Euro an der Abendkasse