Vor knapp einer Woche hat der Kartenvorverkauf für die Verleihung des Echo Jazz 2016 auf Kampnagel (26. Mai ) begonnen, eine Gala, bei der natürlich die internationalen Topstars auf dem roten Teppich für besonders starke Blitzlichtgewitter sorgen. Im vergangenen Jahr waren das etwa Gregory Porter, Branford Marsalis und Klaus Doldinger.
Ein Medienspektakel, das den Jazz völlig zu Recht in den Fokus rückt. Was dabei aber nicht vergessen werden darf: Jazz ist (fast) immer, jedenfalls in Hamburg. Und so sind auch in dieser Woche wieder jede Menge Konzerte zu erleben, bei denen es zwar nicht um große Namen, wohl aber um mitreißende Musik geht. Bestes Beispiel: das Julia Kadel Trio im Volt an der Karolinenstraße.
Das Trio der Berliner Pianistin überzeugte schon mit seinem Debüt vor zwei Jahren, das beim legendären Label Blue Note erschien, nun steht mit „Über und unter“ das zweite Album in den Läden. Eine Offenbarung! Vor Publikum live im Studio aufgenommen, lassen die 15 Tracks kaum eine Nuance aus. Nach eher gediegen-klassischem Beginn, ist bei „Verklang“ wunderbar zu spüren, wie genau Julia Kadel, Karl-Erik Enkelmann (Bass) und Steffen Roth (Schlagzeug) aufeinander eingehen, wie sie sich abtasten und gemeinsam neue Klangufer erforschen. „Schlagabtausch“ ist dann genau das: frei, wild, aufregend; „Irgendwo dazwischen“ wenig später ein Hauch von Jazz, betörend in seiner Zartheit. Weiterer Höhepunkt: das hypnotisierende „In Trance“ mit repetitivem Bass/Schlagzeug-Groove, dem Kadels Piano dezent platzierte Vignetten hinzufügt. Auf der Bühne sei das Julia Kadel Trio sogar noch besser, heißt es. Was die Vorfreude auf das heutige Konzert im Volt weiter steigert.
Noch mehr Live-Jazz gefällig? Kein Problem: In der „Fat Jazz“-Reihe ist am Mittwoch der Berliner Saxofonist Uli Kempendorff mit seiner Formation Field zu hören, ein Grenzüberschreiter, der sich im Free und Modern Jazz gleichermaßen zu Hause fühlt, die elegische Ballade ebenso kann wie den wilden Ausbruch. Sehr hörenswert! Als Late-Night-Bonus gibt’s den Auftritt von Gutzeits Chamäleon, ein Projekt des Hamburger Saxofonisten und Komponisten Oliver Gutzeit, das seit 2006 besteht und sich im Spannungsfeld von Jazz, Rock und Minimal Music bewegt.
Sonst noch was? Ja, der Latin-Afro-Balkan-Jazz des Por Chè Ne Trios am Freitag in der Cascadas Bar – ein perfekter Gute-Laune-Start ins Wochenende und nur das dritte von vielen Konzerten, die zeigen: Hamburg kann Echo Jazz. Und noch viel mehr.
Julia Kadel Trio Di 5.4., 20 Uhr, Volt, Kariolinenstraße 45, Eintritt 7 Euro Field Mi 6.4., 20.30 Uhr, Golem, Große Elbstraße 14, Eintritt 9, ermäßigt 6Euro Por Chè Ne Trio Fr 8.4., 20 Uhr, Cascadas, Ferdinandstraße 18, Eintritt 18, ermäßigt 12 Euro Mehr Infos unter www.jazzbuero-hamburg.de
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