Ostern naht, und mit dem Fest alle Freuden leiblichen Genusses, die sich in den vergangenen Wochen unaufhaltsam angekündigt haben. Lamm, Schokoladen-Ei und Osterfeuer mit Strömen von Bier stehen auf dem Plan. Aber war da nicht noch was anderes? Die Kirchen stemmen sich tapfer gegen die Verweltlichung der Passions- und Osterzeit. Wie ginge das wirkmächtiger als mit Musik? Das Angebot ist wieder einmal beeindruckend vielfältig,

Die Bach’schen Passionen sind aus einem norddeutsch-protestantischen Karfreitag nicht wegzudenken. In der Johannes-Passion setzt Bach innige Arien und das Geschrei der hasserfüllten Menge in einen messerscharfen Kontrast. Das hochdramatische Werk spielt um 18 Uhr in der Hauptkirche St. Michaelis unter der Leitung Christoph Schoeners mit dem Chor St. Michaelis (Karten zu 8 bis 42 Euro, Abendblatt-Tickethotline T. 30 30 98 98). In der Hauptkirche St. Petri dirigiert Thomas Dahl zur selben Zeit dasselbe Werk, es singt der Hamburger Bachchor St. Petri (Karten zu 10 bis 36 Euro). In der Hauptkirche St. Nikolai erklingt um 17 Uhr die riesig angelegte, doppelchörige Matthäus-Passion (Karten: 11 bis 37 Euro).

Brahms „Deutsches Requiem“ wird nicht nur am Totensonntag aufgeführt

Es muss aber nicht immer nur Bach sein. Der Chor St. Johannis Altona singt in der Kulturkirche Altona (18 Uhr, Karten zu 16 bis 24 Euro) unter der Leitung von Mike Steurenthaler das „Deutsche Requiem“ von Brahms. In Hamburg gehört das Stück gewissermaßen zum Inventar des Totensonntags Ende November. Es hat aber niemand verboten, es auch zu anderen Zeiten aufzuführen. Dazu bringen die Künstler das „Stabat mater“ von Verdi. Das ist für in der Wolle gefärbte Hanseaten nun wirklich unerhört. Ein Italiener und Katholik am Karfreitag! Opernschmelz statt kontrapunktischer Einkehr! Ist aber sehr ergreifende Musik. Es kann ja manchmal nicht schaden, über den Tellerrand hinwegzulauschen.

Auch Gerhard Löffler, neuer Kantor an der Hauptkirche St. Jacobi, hat sich für Italien und Romantik entschieden. Die Kantorei St. Jacobi singt um 18 Uhr Rossinis melodienselige „Stabat mater“, dazu die Kantate „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser“ von Mendelssohn, letztere wieder urprotestantisch. Andreas Fischer und die Kantorei St. Katharinen wiederum musizieren den „Passionsbericht des Matthäus“ von Ernst Pepping von 1950, doppelchörig wie das Bach’sche Werk, aber in der Tonsprache ganz dem 20. Jahrhundert verhaftet. Hut ab vor so viel programmatischem Mut (18 Uhr, St. Katharinen, Karten: 8 bis 30 Euro).

Soweit zum Karfreitag. Und wer am Ostersonntag noch Luft und Lust hat, der kann sich in der Laeiszhalle von weltlichen Klängen in den Frühling tragen lassen. Die Neue Philharmonie Hamburg spielt um 20 Uhr im Kleinen Saal Werke von Vivaldi, Mozart und Brahms (Karten zu 11 bis 29 Euro).