Als die japanischen Soldaten 1937 in Nanking einmarschierten, verließen die meisten westlichen Ausländer die Stadt. John Rabe und ein paar wenige weitere blieben – und retteten über 200.000 Chinesen das Leben. Damit ist der Geschäftsmann in China schon lange ein bekannter Volksheld; erst zu seinem letzten Staatsbesuch in Berlin lobte Chinas Staatspräsident Jinping ausführlich die Taten des gebürtigen Hamburgers. In Deutschland hingegen hatte Rabe ­wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP noch lange Probleme; paradoxerweise hatte ihm gerade diese Tat­sache ermöglicht, in China so viele Menschen vor dem Tod zu bewahren.

Nach dem 2009 erschienenen Spielfilm mit Ulrich Tukur soll nun eine kostenfreie Ausstellung im Auswanderermuseum BallinStadt zur ­Bekanntheit der Geschichte Rabes in Deutschland beitragen.

„Hamburgs Söhne – die guten Deutschen in Nanking“ kann jeder ­Besucher von Mitte März bis Mitte ­April (näher) kennenlernen. In Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv von Nanking schuf das Auswanderermuseum über 40 Bild- und Texttafeln, um die Geschichte von John Rabe und seinen Freunden Karl Günther und Christian Kröger zu erzählen. Die Tafeln vermitteln anschaulich, wie die drei Hamburger eine Schutzzone unter einer Hakenkreuzflagge einrichteten und ­damit viele Tausende Chinesen während des Nanking-Massakers vor grausamen Schicksalen bewahrten. Besucher erfahren außerdem, wie es den Männern nach dem Zweiten Weltkrieg erging und welche Beziehung sie zu ihrer Heimatstadt hatten.

„In dieser dunklen Zeit blieben 24 ausländische Geschäftsleute und Missionare in Nanking. Darunter waren auch sechs Deutsche; drei von ihnen – Rabe, Kröger und Günther – stammten aus Hamburg“, erklärte Shu Jianmin, Direktor des Nankinger Stadtarchivs, zur Ausstellungseröffnung. Hamburger können wohl zu Recht stolz sein auf die zutiefst menschlichen Taten Rabes, der von der „Times“ auch als „der gute ­Nazi“ und „Oskar Schindler Chinas“ bezeichnet wurde. Während jedoch die vielen Chinesen, die Rabe rettete, seine Großtaten nie vergaßen, wurden Letztere in Deutschland zu Rabes Lebzeiten nie angemessen gewertschätzt. 1950 starb er verarmt in Berlin.

Jetzt ist jeder Interessierte ein­geladen, sich in der BallinStadt mit der Geschichte dieses ganz besonderen Auswanderers und seiner Freunde zu beschäftigen, sich ihrer couragierten Taten zu erinnern und somit diese drei Söhne Hamburgs zu würdigen.

„Hamburgs Söhne – die guten Deutschen in Nanking“ So 20.3., 10 bis 15.30 Uhr, BallinStadt, Haus 1, Veddeler Bogen 2, Eintritt frei; die Ausstellung läuft bis zum 15.4., täglich von 10 bis 15.30 Uhr