Es ist nicht ohne Ironie, dass mit „Hail, Caesar!“ gerade ein Film im Kino läuft, in dem George Clooney Anfang der 50er-Jahre als Hollywood-Star entführt und von linken Drehbuchautoren, die enge Kontakte zu den Sowjets haben, einer Gehirnwäsche unterzogen wird. Auf der Berlinale-Pressekonferenz wurde Clooney denn auch gefragt, ob er je Mitglied der Kommunistischen Partei gewesen sei. Und er spielte das Spiel mit und antwortete süffisant, dass er die Antwort verweigere und sich dabei auf den fünften Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung berufe.

Das alles spielt auf eine Zeit an, in der das alles andere als komisch, sondern traurige Realität war. Ab Ende der 40er-Jahre veranstaltete der berüchtigte Senator Joseph McCarthy mit seinem „Ausschuss für unamerikanische Umtriebe“ (HUAC) eine regelrechte Hexenjagd auf Linksliberale in Hollywood, die die Vereinigten Staaten vermeintlich kommunistisch „unterwandern“ wollten. Es war eine reine Ablenkungstaktik von innen- und vor allem wirtschaftspolitischen Miseren.

In der kollektiven Paranoia beim Ausbruch des Kalten Krieges stieß diese Gesinnungsschnüffelei auf fruchtbaren Boden. Eine Riege aufrechter Drehbuchautoren und Regisseure aber, die sogenannten Hollywood Ten, verweigerten die Aussage und die Denunziation von Gesinnungsgenossen, indem sie sich auf jenen fünften Zusatzartikel beriefen und dem Komitee jegliche Legitimation absprachen. Sie standen für ihre Überzeugung ein, auch als sie dafür soziale Ächtung, Berufsverbot und Haftstrafen in Kauf nehmen mussten. Dem führenden Kopf der zehn Widerspenstigen, Dalton Trumbo, werden nun die letzten Weihen der Rehabilitation zuteil, die Hollywood vergeben kann: indem ein Film über ihn gemacht wird.

Wir sehen diesen Dalton Trumbo kettenrauchend in der Badewanne auf der Maschine tippen. Mit einer Spezialvorrichtung, damit die Seiten nicht nass werden. Wir sehen, er hat einen Vogel, und nicht nur einen, der auf seiner Schulter sitzt. Eine skurrile Figur, wie sie schon sein Sohn Christopher Trumbo 2007 in seiner Dokumentation über den Vater zeigte, die ebenfalls schlicht „Trumbo“ hieß. Diesmal aber verkörpert Bryan Cranston, der Star aus „Breaking Bad“, mit umwerfender Verve diesen Mann, der der erfolgreichste Autor Hollywoods ist und dann zur Persona non grata wird. Der nie seinen Humor verliert. Und der immer auch an seine Familie denkt, die am meisten unter dem öffentlichen Druck leidet.

Halb Hollywood tritt hier auf. Teils in echt in Archivaufnahmen (Ronald Reagan und Rod Taylor haben entlarvende Auftritte). Teils nachgespielt. Wie Edward G. Robinson (verkörpert von Michael Stuhlbarg), der Schauspieler, der anfangs die Hollywood Ten unterstützt, bis auch er keine Angebote mehr erhält. Oder John Wayne (David James Elliott), der das rechte Ruder in der Film Academy erbarmungslos an sich reißt. Der größte Unsympath aber ist die Klatschreporterin Hedda Hopper (genüsslich karikiert von Helen Mirren), die die zehn auf der Schwarzen Liste in ihren millionenfach gedruckten Kolumnen vor der ganzen Nation verurteilt.

Die Ironie der Geschichte will es, dass Trumbo, wie die anderen Autoren auch, unter Pseudonymen weiter Drehbücher schrieb. Und gleich zwei Oscars gewann, 1954 für „Ein Herz und eine Krone“ und 1957 für „Roter Staub“, die stellvertretend von anderen entgegengenommen wurden. Bis sich gleich zwei Mutige darum stritten, ihn 1960 zu rehabilitieren und seinen wahren Namen im Vorspann zu nennen: Christian Berkel gibt einen herrlich spillerigen Otto Preminger, dem Trumbo das Drehbuch zu „Exodus“ schreibt, und Dean O’Groman einen nicht uneitlen Kirk Douglas, der bei ihm „Spartacus“ in Auftrag gibt. Es ist verrückt, wie der falsche Kirk Douglas hier in die echten „Spartacus“-Szenen hineinkopiert wird. Die berühmte Solidaritätsszene, in der alle Sklaven am Ende aufstehen und vor den Römern behaupten, sie seien Spartacus, wirkt in dem Zusammenhang noch stärker. Und wirklich war „Spartacus“ der Anfang vom Ende des McCarthyismus.

Jay Roach, der bisher eher für Komödiantisches wie die „Austin Powers“-Reihe oder die „Meine Braut, ihr Vater und ich“-Filme stand, ist hier ein überzeugendes Drama gelungen, das zwar stellenweise sehr heiter erzählt wird, aber ein Schlaglicht auf Hollywoods dunkelste Seiten wirft und in seinen stärksten Momenten zur allgemeingültigen Allegorie auf Massen-Paranoia und Überwachungsstaaten wird. Dalton Trumbo übrigens hat erst 1975, ein Jahr vor seinem Tod, den Oscar für „Ein Herz und eine Krone“ erhalten, den für „Roter Staub“ durfte erst 1993 postum seine Witwe Cleo entgegennehmen.

Trumbo USA 2015, 124 Minuten, ab 6 Jahren, Regie: Jay Roach, Darsteller: Bryan Cranston, Diane Lane, Helen Mirren, John Goodman, täglich im Savoy, Studio, UCI Othmarschen