Als die Gefahr zu groß wird, zieht die Familie in ein Versteck. Die Niederlande sind im Zweiten Weltkrieg von den Nazis besetzt, die die Bevölkerung mit Rassegesetzen und antisemitischer Hetze überziehen. Anne Frank (Lea van Acken), ihre Schwester Margot (Stella Kunkat) und ihre Eltern (Martina Gedeck, Ulrich Noethen) ziehen sich in ein Hinterhaus in der Amsterdamer Prinsengracht zurück. Hier versuchen sie zusammen mit vier weiteren Juden das Ende der Schreckensherrschaft abzuwarten.

Anne beginnt Tagebuch zu schreiben. Sie ist 13 Jahre alt. Die Einträge sind mal offen, mal launisch, sehnsuchtsvoll oder resigniert. Und immer wieder auch voller Hoffnung. Sie erzählt vom Lagerkoller, von der ersten schüchternen Liebe, von den nervigen Mitbewohnern, vom Entdecken der eigenen Sexualität.

Das Leben eines der bekanntesten Teenager der Welt hat Hans Steinbichler in „Das Tagebuch der Anne Frank“ verfilmt. Eine schwierige Aufgabe, denn die Handlung spielt überwiegend in klaustrophobisch engen Räumen, das Leben seiner Protagonistin ist Millionen von Lesern bekannt, oft ist die Geschichte schon im Film, Fernsehen, auf der Bühne und in Büchern erzählt worden.

Etwas an der vorgegebenen Handlung zu verändern ist nahezu unmöglich und doch schafft es der erfahrene Regisseur („Landauer – Der Präsident“, „Hierankl“), der nach einem Drehbuch von Fred Breinersdorfer gearbeitet hat, hier eigene Akzente zu setzen. Er spürt der Normalität im Ungeheuerlichen nach, setzt dabei immer wieder auf Zitate aus dem Tagebuch, die auch optisch über die Bilder von Kamerafrau Bella Halben gelegt werden.

Viel verdankt der Film seiner groß aufspielenden jungen Hauptdarstellerin. Lea van Acken war bisher schon in ihrer Rolle in „Kreuzweg“ aufgefallen. Sie spielt die nahezu gleichaltrige Anne mit großer Intensität. Die anderen Rollen umkreisen sie wie Satelliten. Gedeck und Noethen halten sich in diesem Kammerspiel wohltuend und uneitel zurück.

Dass die Geschichte nicht nur einzigartig, sondern auch universell ist, muss man zurzeit registrieren. Nach wie vor werden Menschen aus weltanschaulichen und rassistischen Gründen verfolgt.

„Das Tagebuch der Anne Frank“ Deutschland 2016, 128 Minuten, ab 12 Jahre, Regie: Hans Steinbichler, Darsteller: Lea van Acken, Martina Gedeck, Ulrich Noethen, täglich im Abaton, Blankeneser, Cinemaxx Dammtor/Harburg, Koralle, Passage, UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek